Zahllose Margeriten prägen die Magerwiesen des Hochsauerlands im Juni und Juli. Dazwischen sind botanische Kostbarkeiten wie Orchideen oder Arnika zu finden. Ich möchte euch hier den Naturweg Altastenberg vorstellen, der den wohl schönsten Einblick in diese an Schmetterlingen reichen Biotope gibt. Einschließlich Beobachtungspausen ist für den 5 km langen, mittelschweren Rundweg mit mindestens zwei Stunden zu rechnen. Weitere Hinweise und den Link zu einem Wanderplan findest du am Ende des Beitrags.
Der Naturweg ist mit einem Dukatenfalter markiert. Dieser orangefarbene Schmetterling fliegt in den Bergwiesen ab Mitte Juli bis in den September.
Bald nach Beginn des Wegs säumen die auffälligen, blauvioletten Blütenkörbchen des Alpen-Milchlattichs ein Gebüsch. Er ist eine hochmontane Art und in den Mittelgebirgen selten anzutreffen, obwohl er auf Bergwiesen gerne gesehen wird, da er angeblich die Milchleistung der Kühe steigert.
Daneben wächst eine weitere Rarität, der Platanen-Hahnenfuß. Im Gegensatz zu den meisten anderen, vorwiegend gelben Hahnenfußarten blüht er weiß. Damit wirkt er anziehend auf Fliegen, die mit ihren Facettenaugen Farben völlig anders wahrnehmen als der Mensch. Für sie wirken die Blüten bunt gemustert.
Auf uns Menschen wirkt hingegen diese Vielfalt unterschiedlichster Blütenpflanzen in der nun folgenden Wiese bunt. Das Orangerote Habichtskraut sticht mit seiner seltenen Blütenfarbe hervor. Dabei soll es ursprünglich im Sauerland gar nicht heimisch, sondern aus Bauerngärten verwildert sein.
Doch auch die Farbenpracht des tatsächlich ursprünglich hier heimischen Gefleckten Knabenkrauts, einer Wildorchideenart, kann sich sehen lassen. Es hat hier bei Altastenberg oberhalb der Skihänge Steilhang und Westfalenhang I ein Massenvorkommen. Es ist zumindest in Nordrhein-Westfalen nicht klar vom ähnlichen Fuchs‘ Knabenkraut abgrenzbar, deshalb habe ich diesen Versuch gar nicht erst unternommen.
Zwischen den Knabenkräutern wächst ebenfalls reichlich eine weitere Wildorchidee, die Grünliche Waldhyazinthe, auch Berg-Kuckucksblume genannt. Sie ist ansonsten im Rothaargebirge sehr selten. Bestäubt wird sie von Nachtfaltern, für die ihre hellen Blüten auch in der Dunkelheit noch gut zu erkennen sind. Nur nachts verströmen sie auch ihren Duft.
Um die Bergwiesen von aufkommendem Busch- und Baumwuchs freizuhalten, werden Rinder wie diese zur Beweidung eingesetzt. Denn von Natur aus würde sich hier überall Wald ausbreiten. Wiesen und Weiden auf kargen Bergrücken wie denen rund um Altastenberg verdanken ihre Existenz jahrhundertelanger Mahd und Beweidung.
Am Aussichtspunkt an der ehemaligen Westfalenschanze laden zwei bequeme Liegesessel zur Rast mit Blick auf das Mosaik aus Wäldern und Wiesen am gegenüberliegenden Hang ein. Als erste Skisprungschanze im Bereich des Kahlen Astens war die Westfalenschanze 1932 gebaut worden. Inzwischen ist sie außer Betrieb.
Den Aufgang zur Schanze flankieren Berg-Flockenblumen. Diese auffälligen Gebirgsbewohner sind mit der Kornblume verwandt, haben aber wesentlich größere Blüten. Rund um Altastenberg sind sie immer wieder an nährstoffreichen Standorten zu sehen. Oft ist es schwer zu entscheiden, ob sie am natürlichen Standort stehen oder aus Gärten verwildert sind.
Vielleicht möchtet ihr jetzt geradeaus einen Abstecher zum Westfalenhang I machen, wo ebenfalls viele Orchideen stehen. Auf jeden Fall geht es dann aber wieder zurück zur Westfalenschanze, wo der Naturweg nun schräg abwärts führt. Hier hat sich ein Laubmischwald erhalten, eher eine Seltenheit im Hochsauerland. Wälder wie diese, in denen Rotbuchen, Eschen und Bergahorn gedeihen, wachsen von Natur aus an den Hängen von Tälern und Schluchten. Am Wegrand zeigt sich der Rote Fingerhut, der als Pionierpflanze seinen natürlichen Standort auf Waldlichtungen hat. Zur Zeit besiedelt er massenhaft die Kahlschlagflächen überall im Sauerland, die durch den Borkenkäferbefall entstanden sind.
Der Naturweg wurde bewusst auch durch Weidegebiete geführt. Ein solches betrete ich unten im Tal durch eine Pforte. Hier erwartet mich ein überraschend großer Bestand an Arnika, die zuvor nur vereinzelt zu sehen war. Arnika ist nicht so sehr in den Bergwiesen vertreten, sondern eher im Übergangsbereich zu Heiden. Eine Bergheide hat sich im steileren Bereich des Nordhangs gebildet. Über diesen Skihang hinaus wird sie derzeit durch Pflegemaßnahmen nach Osten erweitert. Die alte Heilpflanze und Bergblumenart Arnika ist im Hochsauerland selten geworden. Durch Aussaat vor Ort ist sie nur schwer zu vermehren, daher setzt man heute vorgezogene Jungpflanzen aus, um die Bestände zu sichern.
Viel häufiger ist noch der Schlangenknöterich, der feuchte Bergwiesen besiedelt. Seine zerhackte Wurzeln wurde früher für wirksam bei Schlangenbissen gehalten.
Die Orientierung ist nun gar nicht so einfach. Nach Verlassen der Weide geht es gegenüber von der Hasenhütte ganz kurz rechts auf einem breiten Weg talaufwärts. In der nächsten Linkskurve zweigt der Naturweg dann links ab. Die Markierung sieht man erst, wenn man sich an dieser Stelle herumdreht. Solltet ihr an einer Kneippanlage vorbeikommen, seid ihr schon zu weit auf dem breiten Weg gelaufen, so wie es mir ergangen ist. So sieht der Wiesenaspekt an dem sonnenexponierten Brüchetalhang aus.
Der Wiesenweg verläuft mehr oder weniger hangparallel, quert die Zipline Astenkick am Westfalenhang II und führt dann durch eine Pforte wieder auf eine Weide. Dort blockieren mir diese Kühe den Weg, die sich schützend vor ihre Kälber stellen. Sie sehen gar nicht freundlich aus! Als ich mich vorsichtig zurückziehe, begleitet mich noch lange ihr Blöken. Ihr seid jetzt gewarnt, es kann sein, dass der Naturweg nicht wie geplant durchführbar ist. Zähneknirschend steige ich den steilen Westfalenhang II zur Bergstation der Zipline hinauf, um die Weide zu umgehen.
Der Astenstraße folgend, treffe ich im Tal des Nesselbachs wieder auf die Markierungen des Naturwegs, die mich im Zickzack durch weitere Bergwiesen aufwärts leiten. Trotz intensiver Suche entdecke ich den Dukatenfalter nicht. Wahrscheinlich bin ich zu früh im Jahr unterwegs. Doch ich habe euch die Bilder von drei anderen Schmetterlingen mitgebracht. Sie sind alle relativ klein, dafür aber an diesem sonnigen Tag zahlreich unterwegs, und mit den Nachtfaltern verwandt, obwohl tagaktiv. Von oben nach unten: Hartheuspanner, Braune Tageule, Gitterspanner.
Oben auf dem Bergrücken nahe der Alte Straße wird eine Heidefläche heute wieder gepflegt. Besenheide, Heidelbeere (auch Blaubeere oder Waldbeere genannt) und Borstgras wachsen hier durcheinander. Für die Heideblüte ist es noch zu früh, sie beginnt erst in der zweiten Julihälfte.
Von hier fällt der Blick noch einmal über eine schöne Bergwiese weit Richtung Westen über die Höhen des Sauerlands. Dann geht es am Waldrand entlang und quer durch Altastenberg zurück zum Ausgangspunkt.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz Skigebiet Altastenberg (GPS 51.186707, 8.467201) am südwestlichen Ortsrand nahe der Astenstraße. Dort steht eine Infotafel, die den Verlauf des Naturwegs Altastenberg zeigt. Da dessen Beschilderung nicht immer gleich ins Auge springt, empfehle ich, den von mir bei Komoot eingestellten Wanderplan hinzuzuziehen. Um es nicht zu kompliziert zu machen, habe ich im Komoot-Plan meinen unfreiwilligen Abstecher über die Zipline-Bergstation weggelassen. Falls bei euch auch erforderlich, ergibt er sich von selbst.