Mallorca: Felsenlabyrinth bei Lluc

Highlight der Tour ist die Felsformation Es Camell („das Kamel“). Aber auch ansonsten hat die Steingartenlandschaft bei Lluc einige wunderliche Felsgebilde zu bieten. Der vorgeschlagene Rundweg nimmt knapp 2 Stunden in Anspruch und erfordert Trittsicherheit. Auf kurzen Kraxeleipassagen müssen schon einmal die Hände zu Hilfe genommen werden. Den Link zu einem Wegeplan und weitere Hinweise findet du am Ende des Beitrags.

Beim wunderbaren Kloster Lluc, einem unserer Lieblingsplätze auf Mallorca, geht es los. Der Name leitet sich wahrscheinlich von dem lateinischen Wort lucus ab, was „heiliger Hain“ bedeutet. Ein Hinweis auf eine heilige Stätte, die sich schon in vorchristlicher Zeit hier befunden haben mag? Bis heute ist trotz der Besuchermassen, die Lluc anzieht, die Magie dieses Ortes zu spüren.

Wir passieren den Torbogen rechts zwischen dem Kloster und den ehemaligen Stallungen. Dann sehen vor uns schon den Puig de ses Monges, den „Berg der Mönche“. Die durch Verkarstung stark zerklüftete Felskuppe heißt so wegen der herausgewitterten Kalkgesteinsblöcke, die wie Mönchskutten wirken. Hinter dem Fußballfeld von Lluc geht es auf einem Steg über den Torren de Lluc hinweg und dann einen steilen, steinigen Pfad hinauf. Das Wasser hat sich an der nackten Felsoberfläche durch Gesteinsauflösung ein System von parallelen Rillen geschaffen, den sogenannten Karren oder Schratten. Aus manchem kleinen Karstloch guckt ein Büschel Dissgras hervor, das typische harte Gras der mallorquinischen Berge.

Trotz herrlichen Winterwetters und der Nähe zum Kloster begegnet uns fast niemand. Dies mag an dem unwegsamen Untergrund liegen, der manchmal sogar etwas Kraxelei unter Zuhilfenahme der Hände erforderlich macht. An einem kreisrunden Steinfundament angelangt, bei dem es sich um einen ehemaligen Kohlenmeiler handelt, dürft ihr keinesfalls die Abzweigung nach rechts zu Es Camell versäumen.

Die etwas kompliziert zu erreichende Felsformation ähnelt tatsächlich verblüffend einem einhöckrigen Kamel oder Dromedar und gehört gebührend bewundert. Auf dem Rückweg zum Kohlenmeiler treffen wir dann doch auf einen anderen Wanderer, einen älteren Herren aus Palma. Er hätte bisher aus familiären Gründen nie die Zeit gefunden, in den Bergen zu wandern. Erst jetzt sei es ihm möglich, erzählt er. Etwas unschlüssig steht er vor einem großen Felsen. Ob dies wohl das Kamel sei? Wahrscheinlich haben sich schon manche hier geirrt. Doch das Kamel steht noch weiter unten, versteckt im Wald und so anzusehen, wie hier abgebildet. Also bitte nicht vorzeitig umkehren!

Jetzt wieder auf dem Hauptweg, erreichen wir eine Gabelung. Wer mag, kann nach links auf dem Camí des Pixarells einen Abstecher zu einem Mirador mit Steinbänken (wunderbar für eine Pause) und Blick auf das breite, mächtige Massiv des Puig Roig machen. Mit 1002 Metern zählt er knapp zur Kategorie der elf Eintausender Mallorcas. Wer bei Lluc wandern und das Meer sehen möchte, kommt um die sechsstündige Tour rund um diesen Berg nicht herum. Allerdings verläuft die Route durch Privatgelände, das nur am Sonntag für Wanderer zugänglich ist.

Wir backen heute kleinere Brötchen. Unsere Tour führt vom Mirador zurück zur Gabelung und dort in die andere Richtung weiter. Dann unbedingt auf einen Wegweiser links zur Cometa des Morts achten! Die enge Höhle versteckt sich etwas abseits des breiten Hauptwegs zwischen Bäumen und schattigen Felsen. Der Abstieg in den gähnenden Schlund sieht gefährlicher aus als er ist. Mit ein wenig Bergerfahrung ist er durchaus machbar, zumindest einige Meter weit. In der Cometa des Morts wurden bronze- und eisenzeitliche Grabfunde gemacht, die im Museum im Kloster Lluc ausgestellt sind.

Damals wie heute bestand der „heilige Hain“ aus den für die Umgebung von Lluc so typischen Steineichen. An den harten, immergrünen, stacheligen Blättern sind sie nur schwer als Eichen zu erkennen. Doch die Früchte, die um diese Jahreszeit reichlich am Boden liegen, verraten die Verwandtschaft. Steineichen lieferten früher das Holz für die Meiler, auf denen es angezündet wurde und innerhalb von zwei Wochen zu Holzkohle verschwelte. Mit dieser befüllten im Winter die Haushalte ihre Kohlebecken, die unter langen Tischdecken für warme Füße für die ganze Familie sorgten. Die nicht ganz ungefährliche Heizmethode soll vereinzelt bis heute praktiziert werden.

In einem kurzen Bogen führt der Pfad an der Höhle vorbei zurück zum Hauptweg. Weiter oben lichtet sich der Wald. Nur das Bimmeln der Schafglocken, die den Leittieren der hier grasenden Herde umgehängt sind, durchbricht die Stille. Wenn sich einmal ein Vogel zeigt, dann meist ein neugieriges Rotkehlchen. Bald kommen wir zum höchsten Punkt unserer Runde, der modernen Straße Ma-10 nach Pollença. An dieser rechts gehend, schlagen wir schon nach 50 Metern wiederum rechts die alte Straße von Pollença nach Lluc ein, die heute kaum noch als solche zu erkennen ist. Sie wurde im 19. Jahrhundert gebaut, als an Autos nicht zu denken war. Der holprige Untergrund war selbst für von Tieren gezogene Karren oder für Reiter schwer zu bewältigen. Nach wie vor wird sie zum Teil von moosbewachsenen Steinmauern gesäumt.

Die alte Straße folgt dem Tal des Torrent de Lluc. Auch hier begegnet uns noch manche eigenwillige Felsgestalt, bevor wir uns aus dem Felsenlabyrinth verabschieden und zum Kloster Lluc zurückkehren.

Unsere Route beginnt im großen Vorhof des Klosters Lluc (GPS 39.822412, 2.884353) und folgt in östlicher Richtung durch einen Torbogen zunächst einer schmalen Straße am Botanischen Garten des Klosters vorbei. An einer Abzweigung links ist auf einer Wandertafel unser Camí Sa Cometa des Morts als Itinerari 4 abgebildet. Wir kommen dort zu einem Fußballfeld, an dessen Hinterseite sich links der Eingang zum Felsenlabyrinth befindet. Dort steht ein Kasten mit informativen Faltplänen zum Weg. Wenn er leer ist, kannst du die Information über einen QR-Code abrufen oder du findest sie hier. Der genaue Streckenplan steht bei Komoot. In Lluc gibt es einen großen, gebührenpflichtigen Parkplatz (2 €/Tag). Anfahrt mit Linienbussen der TIB ganzjährig ab Inca, im Sommerhalbjahr auch ab Pollença und Sóller.

Einkehrtipp in Lluc: Fast schon Kultstatus hat das Café Sa Plaça im großen Innenhof der Klosteranlage, die zugleich das Dorfzentrum der kaum 200 Einwohner zählenden Gemeinde Escorca mit Rathaus, Sparkasse, Bäckerei und Polizeistation darstellt. Die Tische vor dem Café sind bei gutem Wetter sehr begehrt, bei kühlerer Witterung kann man auch drinnen Platz nehmen.

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