Jedes Jahr im Juni verwandeln sich die Hügel und Wiesen südlich von Blankenheimerdorf in eine mediterran anmutende Landschaft, wenn die zarte Mückenhändelwurz in Massen blüht. Geheimnisvoll thront die Süntelbuche auf einem prähistorischen Hügelgrab. Auch eine echte Römerstraße ist Teil der Tour. Um alle Highlights dieses Gebiets zu erleben, haben wir eine kleine Runde über den orchideenreichen Froschberg gedreht und größere Runde durch das Seidenbachtal und den Olbrückwald angeschlossen. Wir haben unterwegs viel fotografiert und daher für die 5 km lange Strecke gut drei Stunden gebraucht. Weitere Infos und einen Link zu einem Streckenplan findest du am Ende des Beitrags.
Das Große Zweiblatt, eine grün blühende Orchidee, empfängt uns gleich zu Beginn am Waldrand. In tieferen Lagen ist sie um diese Jahreszeit längst verwelkt, doch hier am Abhang des Froschbergs in fast 550 m Höhe entfaltet sie in der dritten Juniwoche gerade ihre volle Pracht.

So machen Wiesen Spaß. Am Froschberg wächst nicht nur Gras, wie anderswo, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag.

Sondern es blüht in allen Farben. Zwei blaue Schönheiten: der Wiesensalbei (oben) und die Knäuel-Glockenblume (unten). Beide lieben kalkhaltigen Boden.


Die heutigen Stars sind allerdings rosa und kerzenförmig. Sicherlich mehrere tausend Exemplare der Mückenhändelwurz blühen an den Hängen des Froschbergs, in diesem Jahr scheinen sie besonders zahlreich. Diese Orchidee zieht bei Tag und Nacht Schmetterlinge mit verschiedenen Lockstoffen an. Fast 40 Falterarten wurden schon beim Besuch ihrer Blüten beobachtet.

Auch andere Blüten wissen Schmetterlinge zu schätzen, hier ein Großes Ochsenauge an einer Flockenblume. Die schönste Seite dieser Falter ist unten, wegen der orangen Färbung. Gekennzeichnet sind sie durch einen Augenfleck an der Flügelspitze. Sie bevorzugen violette Blüten, sind aber nicht besonders wählerisch.

Ganz oben treffen wir auf die rätselhafte Süntelbuche. Wegen ihrer verdrehten Äste galt sie früher als „Hexenbaum“ oder „Teufelsholz“. Ursprünglich entstand diese natürliche Varietät der Rotbuche im Süntelgebirge bei Hameln. Dort soll es früher ganze Wälder aus diesen seltsamen Bäumen gegeben haben. Da sie forstwirtschaftlich wegen des speziellen Wuchses nicht zu nutzen waren, hat man sie im 19. Jh. großenteils abgeholzt. Stattdessen setzten Gärtner Süntelbuchen dann wegen ihrer bizarren Schönheit gezielt in Parks. Das Exemplar auf dem Froschberg soll um das Jahr 1810 auf ein altes keltisches Hügelgrab gepflanzt worden sein. Wer das veranlasst hat, haben wir nicht herausgefunden.


Nach dem Brandknabenkraut, das wir ein Jahr zuvor in der Nähe der Süntelbuche gefunden hatten und das auf einer Naturschutztafel am Parkplatz angekündigt wurde, suchen wir vergeblich. Offenbar kommt es nicht jedes Jahr zur Blüte. Dafür entdecken wir diese seltene weiße Variante der Mückenhändelwurz.

Auch die sonnigen Hänge des Seidenbachtals sind voller Mückenhändelwurz. Wenig später werden wir Sabine begegnen, die Naturerlebnistouren durch die Eifel anbietet und gerade mit einer Gruppe hier unterwegs ist. Sie bestätigt uns, noch nie so viele Exemplare dieser Orchideenart in diesem Gebiet gesehen zu haben wie in diesem Jahr. Von Jahr zu Jahr kann die zur Blüte kommende Zahl der Orchideen an einem Standort stark schwanken, abhängig von der Witterung und auch von Pflegemaßnahmen, etwa dem Mähzeitpunkt oder der Beweidung.


Kräftig gelbe leuchten die Blüten des Färberginsters aus der Wiese hervor. Die gesamte Pflanze diente früher dazu, Woll- und Leinenstoffe gelb einzufärben. Dieser Zwergginster wird gerade einmal 20 bis 30 cm hoch.

Typisch für die Höhenlagen der Eifel ist dieser Blick zurück über das Seidenbachtal: Aus der alten, durch Erosion zu einer Hochfläche geschliffenen Mittelgebirgslandschaft ragen sanfte, abgerundete Hügel wie hier der Froschberg im Hintergrund nur mäßig heraus.

Bei einer Rasthütte am Eingang zum Olbrückwald treffen wir auf diese Reste einer alten Römerstraße. Sie nutzte Höhenrücken, auf denen die Wagenräder nicht im Morast versanken, und war überdies mit groben Steinen gepflastert, um auch bei schlechtem Wetter befahrbar zu sein. Wahrscheinlich entstand sie im 1. Jh. n. Chr., als die Region von den Römern systematisch erschlossen wurde, und verband Trier mit Bonn.

Besonders idyllisch ist diese Wanderstrecke durch den Olbrückwald, einen schönen alten Buchenwald auf Kalkuntergrund. Im Unterwuchs gedeiht ein dichtes Mosaik aus Frühblühern, die jetzt im Sommer schon verblüht sind. Es würde sich bestimmt lohnen, hier auch einmal im Frühjahr herzukommen. Heute genießen wir bei warmem Wetter den lichten Schatten im Wald.

An der Nordostecke des Olbrückwaldes entdecken wir dieses Grabkreuz aus dem Jahre 1875. Es stand einst auf einem inzwischen aufgelösten Friedhof und wurde dann neben der „Hubertusbuche“ aufgestellt, einer ehrwürdigen Rotbuche mit einer Rundbank, die als Rastplatz dient.

Auf einer unscheinbaren Wiese, die noch nicht einmal zum Naturschutzgebiet gehört, steht diese botanische Rarität: eine Pyramiden-Hundswurz oder Pyramidenorchis. Sie ist in der Eifel nicht besonders häufig. Einzelne Pflanzen tauchen schon einmal an unerwarteten Stellen auf, verschwinden dann aber nach einigen Jahren wieder.

Zum Abschluss führt der Weg durch dieses von Margeriten übersäte und malerisch von Gehölzen gesäumte Wiesental des Froschbergseifen. Unter Seifen versteht man in der Eifel sehr kleine Bäche, die oft nur nach stärkeren Regenfällen Wasser führen. Eigentlich bezeichnet das Wort ein morastiges Gelände, wo sich Quellwasser sammelt.

Ausgangspunkt ist der kleine Wanderparkplatz Seidenbachtal an der K 69 von Blankenheimerdorf nach Nonnenbach (GPS 50.426633, 6.617926). Die Zahl der Parklücken dort ist begrenzt. Alternativ kannst du den Parkplatz „Agrippastraße im Olbrückwald“ (GPS 50.429926, 6.610782) ansteuern und dort in den Rundweg einsteigen. Die kleine Runde am Froschberg ist nicht markiert. Durch das Seidenbachtal und den Olbrückwald folgt unsere Tour der EifelSchleife „Auf den Spuren der Römer“ und verlässt diesen markierten Wanderweg bei der „Hubertusbuche“. Einen Plan des von uns vorgeschlagenen Wegs habe ich bei Komoot eingestellt.
Hallo liebe Susanne,
was für eine schöne Beschreibung dieser kleinen Tour rund um die wunderbare Süntelbuche. Habe mich wirklich sehr gefreut, Euch persönlich kennengelernt zu haben (und mir sofort Euren botanischen Reiseführer Sauerland zugelegt, ganz tolles Buch!)
Herzliche Grüße
Sabine
Hallo Sabine,
wir haben uns auch sehr gefreut, dich kennengelernt zu haben! Freut mich, dass dir der kleine Artikel gefällt. Ich habe auch für alle Fälle einen Link zu deiner Wanderseite gesetzt und wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Touren. Bist du denn auch im Sauerland unterwegs?
Liebe Grüße
Susanne
Liebe Susanne, im Sauerland bin ich selten ( und dann nur ganz privat) unterwegs. Habe das Buch für den wunderbaren Menschen gekauft, der meine Website gestaltet. Der war unglaublich glücklich über dieses schöne Geschenk.
Super, dann wünsche ich ihm viel Freude beim Botanisieren im Sauerland!