Unzählige Wasserarme durchziehen den Spreewald. Dichte Auenwälder, feuchte Wiesen und urige Dörfer wechseln in der weitläufigen Niederung ab. Viele interessante Plätze sind nur mit dem Boot, per Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen. Wir haben uns vier Tage Zeit genommen, um das Gebiet ausgiebig zu erkunden. Unser Basisquartier lag in Lübbenau, dem „Tor zum Spreewald“ mit netter Altstadt, Schloss, mehreren Kahnhäfen und „Gurkenmeile“.
Der Leiper Weg ist eine ideale Fahrradstrecke. Kilometerlang geht es an diesem schattigen Wassergraben entlang, dessen Ufer dicht mit Farnen bewachsen sind. Die natürlichen Verzweigungen der Spree, die im Spreewald ein Binnendelta bildet, wurden über die Jahrhunderte hinweg durch menschliche Eingriffe um zahlreiche solcher Kanäle erweitert. Insgesamt sollen es etwa 1000 km sein. Sie dienten der Entwässerung, um Flächen für den Anbau von Gurken urbar zu machen, aber auch als Wasserstraßen.

Ein Biber hat seine Spuren hinterlassen. Solche angeknabberten Baumstämme sehen wir unterwegs nicht nur einmal. Die Nager haben im Spreewald eine stabile Population. Etwa 130 Reviere, in denen jeweils ein Biberpaar mit seinem Nachwuchs lebt, werden gezählt, wobei unter einem Revier eine Uferlänge von einigen Kilometern zu verstehen ist. Die Tiere selbst bekommen wir nicht zu Gesicht, denn sie sind eher nachtaktiv.

Die Zeiten, als Gurken per Boot zur Vermarktung nach Lübbenau verfrachtet wurden, sind vorbei. So verlanden viele dieser Gräben, die hier Fließe heißen, allmählich. Zwar werden noch viele Gurken angebaut, aber nur noch am Rand des Spreewalds, wo sie per Lastwagen abgeholt werden können. Kleine Betriebe legen sie dann mit verschiedensten Gewürzen zur berühmten „Spreewaldgurke“ ein.

Bei dem kleinen Ort Leipe lichtet sich der Wald. Hier führen Rinder in den Feuchtwiesen ein naturnahes Leben. Fleisch- und Milchwirtschaft passt gut in den Spreewald, wo auf den nassen Böden eine andere Nutzung oft gar nicht möglich wäre. Immer öfter wird sie innerhalb des Biosphärenreservats, als das der Spreewald ausgewiesen ist, ökologisch betrieben.

Wie in alten Zeiten kutschieren Pferdegespanne Besucher durch die Gegend. Der Spreewaldtourismus hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert, im Zeitalter der Romantik.

Hier liegen die Gräben oft in der Sonne, dementsprechend fühlen sich verschiedene blühende Wasserpflanzen wohl. Zum Beispiel die Weiße Seerose. Ihre Blüten öffnet sie nur tagsüber. Am späteren Nachmittag und auch bei Regen schließen sie sich.

Die Blätter der Gelben Teichrose sehen ganz ähnlich aus wie die der Seerose, sind aber etwas kleiner und auch nicht so saftig grün. Die Teichrose verträgt etwas mehr Schatten als die Seerose.

Unser zweiter Tag im Spreewald ist als völlig verregnet angekündigt. Also machen wir uns zu Fuß auf den Weg, mit Regenkleidung ausgerüstet, so schlimm wird es hoffentlich nicht werden. Der Wotschofska Weg führt vom Lübbenauer „Kleinen Hafen“ in ein besonders ursprüngliches Wald- und Sumpfgebiet hinein. Gleich zu Beginn begegnet uns dieser traditionelle Heuschober. Gebilde wie diese sind im Spreewald noch hin und wieder zu sehen. Die Landwirte stapeln das frisch gemähte Schnittgut von den Wiesen zu solchen Kegeln auf, damit das Wasser gut ablaufen kann und das Heu nicht fault. Über den Winter dient es dann als Futtervorrat für das Vieh.

Auf Holzbrücken überqueren wir Fließe, die manchmal völlig mit Wasserlinsen zugewachsen sind. Dieser Wanderweg wurde von der Gemeinde Lübbenau 1911 angelegt. Damals pflanzte man hier auch Hunderte von Bäumen und Büschen, darunter viele Birken.


Der Gewöhnliche Gilbweiderich ist an den Ufern der Gewässer zu Hause. Früher lieferte er einen gelben Farbstoff für Wolle und Leinen.

Die Jagd im Spreewald dient heute zur Regulierung des Bestands an Rehen und Wildschweinen.

Die Wasserläufe am Wotschofska Weg werden nur selten von Booten befahren. Wenn doch eines unterwegs ist, muss es an dieser Staustufe über die Bootsrolle gezogen werden. Es ist eine von rund 100 Wehranlagen, die den Wasserstand im Spreewald regulieren, um Überschwemmungen vorzubeugen. Im Winter sind Überflutungen zwar erwünscht, um Wiesen und Äcker auf natürliche Weise zu düngen, müssen dann aber absichtlich herbeigeführt werden.

Die Wasserläufe am Wotschofska Weg werden nur selten von Booten befahren. Wenn doch eines unterwegs ist, muss es an dieser Staustufe über die Bootsrolle gezogen werden. Es ist eine von rund 100 Wehranlagen, die den Wasserstand im Spreewald regulieren, um Überschwemmungen vorzubeugen. Im Winter sind Überflutungen zwar erwünscht, um Wiesen und Äcker auf natürliche Weise zu düngen, müssen dann aber absichtlich herbeigeführt werden.


An den beiden folgenden Tagen lacht wieder die Sonne. Wir probieren erst das Paddeln mit dem Kajak und am nächsten Tag mit dem Kanadier aus. Am bequemsten fährt es sich auf dem breiten Südumfluter, wo auch bei Gegenverkehr reichlich Platz ist. Am Ufer des ruhigen, fischreichen Gewässers sitzen Angler, die hier auf Karpfen, Hechte und Flussbarsche hoffen. Wahrscheinlich ist der Südumfluter ein natürlicher Nebenarm der Spree, der später vielleicht verbreitert wurde, um den Hauptstrom bei Hochwasser zu entlasten.

Stockenten sind unsere häufigen Begleiter auf den Kanufahrten.

Immer wieder schwirren Libellen an uns vorbei. Häufig und auffällig ist die blaumetallisch schimmernde, wie ein Schmetterling daherflatternde Prachtlibelle.

Die Uska Luke, ein schmalerer Nebenarm, verbindet den Südumfluter mit der Spree. Diese überqueren wir und halten weiter geradeaus durch den Hechtgraben nach Lehde, dem malerischen Dorf mitten im Spreewald. Dort finden wir ganz zentral einen Bootsanleger und können uns ein wenig die Beine vertreten.

Das malerische Inseldorf Lehde steht in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz. Die meisten Häuser stehen an einem der Fließe, über die per Boot auch der Müll abtransportiert und die Post zugestellt wird.

Durch den Lehder Graben paddeln wir zurück nach Lübbenau, wo wir das Boot im Verleih abgeben. Zum Abschied kommt mir noch dieser wunderbare Blutweiderich vor die Kamera – eine häufige Pflanze an den Ufern der Spreewaldgewässern.

Unsere Radtour am 1. Tag führt von Lübbenau Richtung Osten über Leipe zur Dubkowmühle, wo ein Kiosk im Biergarten Kaffee und Kuchen zur Selbstbedienung anbietet. Wir waren etwa 23 km unterwegs, einen Streckenplan findest du bei Komoot. Leihfahrräder gibt es hier und hier. Am 2. Tag sind wir auf dem Wotschofska Weg von Lübbenau zum Gasthaus Wotschofska gewandert. Der Weg ist in einer Broschüre beschrieben, die in der Touristeninfo von Lübbenau gratis erhältlich ist. Ausgangspunkt ist der Kleine Hafen (GPS 51.869876, 13.970453). Den Kajak am 3. Tag haben wir im Bootshaus Kaupen gemietet, den Kanadier am 4. Tag beim Bootsverleih Richter. Darüber hinaus gibt es weitere Bootsverleihe in Lübbenau.