Lausitz: Zum Töpfer und seinen Felsen

Mit 582 m ist der Töpfer einer der höheren Gipfel des Zittauer Gebirges und einer seiner wichtigsten Aussichtsberge. Wie so oft in dieser Gebirgslandschaft gibt es auch hier und auf dem angrenzenden Höhenzug oberhalb des Bergkurorts Oybin zahlreiche wunderliche Felsformationen, die fantasievolle Namen tragen. Die Wanderung ist mittelschwer mit einigen steinigen, steileren Passagen. Wir haben für den Rundweg einschließlich einer Pause an der Töpferbaude insgesamt gut vier Stunden benötigt. Weitere Hinweise und einen Link zu einer Wanderkarte findest du am Ende des Beitrags.

Dieses Sühnekreuz von 1670 stand früher bei einer nahegelegenen Einsiedelei, wo angeblich zur Zeit der Reformation der letzte Eremit erschlagen wurde. Später wurde es zur Teufelsmühle, unserem Ausgangspunkt im Goldbachtal, versetzt. Die ehemalige Wassermühle existiert nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Sie wird heute als Hotel und Restaurant genutzt. Den Namen verdankt sie wahrscheinlich nicht dem Teufel, sondern dem Bild einer Taube, das einst als Glücksbringer über ihrem Eingang hing. In der örtlichen Mundart hieß die Mühle damals „Toiblmühle“, woraus später Teufelsmühle wurde.

Der Wegbeginn ist etwas enttäuschend. Hier am Nordwesthang des Töpfers hat der Borkenkäfer zugeschlagen. Umfangreiche Waldarbeiten sind im Gang, um die geschädigten Bäume zu entfernen. Doch dann wird es richtig spannend. Der sanftere Normalaufstieg zum Töpfer ist gesperrt, also wählen wir den anspruchsvolleren, steileren Aufstieg über die markante Felsgruppe Gratzer Höhlen. 

Die bis zu 30 Meter hohen Felsen bestehen aus kreidezeitlichem Sandstein. Tatsächlich gibt es in dem eher brüchigen Gesteinsmassiv einige durch Verwitterung gebildete Nischen, die hier als Höhlen bezeichnet werden, und auch schroffe Felsspalten zu sehen.

Weiter oben ist der Wald noch intakt. Die moosbewachsenen Felsblöcke wurden durch Frostverwitterung aus dem Gesteinsuntergrund gesprengt und haben sich aus dem Hang gelöst. Ein echter Blockstrom in geologischem Sinn ist das nicht, eher eine Vorstufe davon.

Verschiedene Pilze heißen etwas unspezifisch Ziegenbart. Hier leuchtet auf dem Waldboden wahrscheinlich die sogenannte Goldgelbe Koralle, auch Goldgelber Ziegenbart genannt. Er kommt vor allem in höheren Mittelgebirgslagen vor.

Nachdem wir den flachen, eher unspektakulären Gipfel des Töpfer überquert haben, taucht zwischen den Baumwipfeln jenseits einer Felsschlucht die Töpferbaude auf. Die urige Berghütte geht in ihren Ursprüngen auf das 19. Jahrhundert zurück. Hier legen wir eine Pause in der Außengastronomie am Kiosk ein.

Weiter Blick von der Töpferbaude nach Norden: An dieser Spalte löst sich ein Felsblock vom Gipfelplateau und droht irgendwann die 100 m hohe Steilwand an der Nordflanke des Berges hinabzustürzen. Hier verläuft die Lausitzer Verwerfung, wo das Böhmische Kreidebecken mit den Sandsteinen des Zittauer Gebirges abrupt an das viel tiefer liegende Zittauer Becken grenzt.

Eines der bizarren Felsgebilde am Gipfel des Töpfer heißt Riesenschildkröte.

Ein weiteres, das sich nebenan im Wald versteckt, wird Brütende Henne genannt.

Wir folgen nun dem Höhenkamm, der vom Töpfer vorbei am Scharfenstein und weiteren über 500 m hohen Gipfeln nach Südwesten führt. Unterwegs passieren wir im schattigen Wald dicht mit Farnen bewachsene Felsblöcke.

Auf den magersten Felsstandorten, wo sich der Wald auflockert, gedeihen von Natur aus Kiefern.

Zwischen den Bäumen fällt der Blick auf den Kurort Oybin mit dem gleichnamigen Felsmassiv, auf dem sich die Ruinen einer mittelalterlichen Burg befinden, im Hintergrund.

Die Große Felsengasse, ein etwa 500 m langer tektonischer Spalt, wird seitlich von massiven Felswänden begrenzt.

Bergholunder hat hier bereits seine knallroten Beeren entwickelt. Er ist eine Pflanze der Höhenlagen und kommt fast nur oberhalb von 400 m vor. Roh sollten die Früchte keinesfalls gegessen werden und die Kerne sind sogar in gekochtem Zustand giftig. Ein schönes Farbspiel ergibt sich mit der Schwefelflechte, die sich gerne auf Sandstein unter regengeschützten Felsüberhängen ansiedelt.

Vom Aussichtspunkt Mönchskanzel, zu dem von der Felsgasse ein schmaler Durchgang führt, ist die Felsformation „Taube“ zu sehen.

Am Ende der Großen Felsengasse steigen wir zum „Muschelsaal“ ab. Dessen Name erschließt sich nicht so leicht. Hier wurden keine Muscheln abgelagert, sondern rötlich gefärbte Eisenerzbänder, die zu Wülsten gefaltet und gedreht wurden.

Beim Abstieg nach Oybin begegnen uns noch die Rosensteine. Durch Eisenoxide sind sie rosa bis orangerot gefärbt. Da manche Schichten härter sind als andere, hat die Erosion regelrechte „Taillen“ in den Fels geschnürt. 

Unten in Oybin könnten wir jetzt die Zittauer Schmalspurbahn besteigen, um zur Teufelsmühle zurückzukehren. Doch wir entscheiden uns für den halbstündigen Fußweg durch das Goldbachtal, der nicht der Straße folgt, sondern sich stets auf der gegenüberliegenden Talseite hält.

Unser Ausgangspunkt, die Teufelsmühle (GPS 50.853788, 14.752319), liegt an der Straße von Olbersdorf nach Oybin. Den dortigen Hotelparkplatz dürfen gegen Gebühr auch Wanderer benutzen. Wer mit der Zittauer Schmalspurbahn anreisen möchte, findet Hinweise auf Fahrpläne und Tarife hier. Sie verkehrt ab Zittau Hauptbahnhof.

Wir sind weitgehend der Tour Oybin – Runde um den Töpfer gefolgt (mit einer kleinen Abweichung bei der Gratzer Höhle), die als „Familienabenteuerwanderung“ in der Broschüre „Steinzoo“ des Naturparks Zittauer Gebirge beschrieben ist (Printversion gratis erhältlich z.B. im Haus des Gastes in Oybin). Einen Streckenplan habe ich bei Komoot eingestellt.

Die Töpferbaude war im sommer 2025 täglich außer Dienstag geöffnet. Sie hat einen Außenbereich mit Imbiss (Selbstbedienung) und innen eine rustikale Gaststätte. In Oybin führt der Wanderweg am Kurcafé Balzer (Hauptstraße 2, mit Straßenverkauf für Eis) und am Dampfbahn Café im Bahnhof vorbei.

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