Eifel: Wildnarzissenblüte im Oleftal

Zahllose Wildnarzissen bieten von Ende März bis Anfang Mai in der westlichen Eifel ein Naturschauspiel. Dann verwandeln sich die Feuchtwiesen in den Talauen der Olef und des benachbarten Jansbachs in ein gelbes Blütenmeer. Die beiden idyllischen Bachtäler liegen oberhalb von Hellenthal an der Grenze zu Belgien. Zu den Narzissenwiesen gelangt man nur zu Fuß, allerdings ist die Wanderung leicht. Sie verläuft großenteils auf befestigten Wegen, zum Teil auch auf Naturpfaden. Mit kleinen Pausen habe ich für den 7 km langen Weg zweieinhalb Stunden benötigt. Weitere Hinweise und einen Link zu einem Streckenplan findest du am Ende des Beitrags.

Zu Beginn begrüßen mich diese Blüten des Huflattichs. Sie zeigen den Übergang vom noch recht blütenarmen Vorfrühling zum Erstfrühling – der Zeit der Narzissenblüte – an.

Einige Höckerlinien des Westwalls sind noch erhalten. Ab 1936 wurde die deutsche Grenze zwischen Kleve und Basel in Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs mit solchen Betonhöckern befestigt. Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive im Winter 1944/45 gelang es den alliierten Streitkräften im Rahmen einer Gegenoffensive, den Westwall zu durchbrechen. Daran erinnert ein Gedenkstein am Waldrand, wo die beiden Narzissenwege noch gemeinsam links in einen Fichtenforst einbiegen.

Von nun an führt der Weg durch Belgien. Der Abschnitt durch den Fichtenwald ist nicht wirklich spannend. Ich quere das Oleftal, wo sich gelber und roter Weg trennen. Der gelbe Weg verläuft geradeaus weiter durch den düsteren Forst, über einen Bergrücken hinweg. Endlich lichtet sich der Wald, und ich schaue auf eine erste Wiese mit Narzissen. Hier in der hohen Lage sind die Blütenknospen noch geschlossen. Dafür wartet eine Überraschung auf mich, für die sich der Anmarsch über die etwas öde Strecke schon gelohnt hat. Zwei blühende Exemplare des seltenen Seidelbasts stehen am Waldrand. Seine Blüten treiben direkt aus dem Stamm. Das ist eigentlich typisch für verschiedene tropische Pflanzen, bei denen schwerere Tiere wie Kleinsäuger oder Fledermäuse die Bestäubung übernehmen. Der Seidelbast gilt daher in Europa als Relikt aus einer wärmeren Klimaphase vor Jahrmillionen.

Unten im Jansbachtal ist es dann soweit. Vor der Jansbrücke lege ich auf einer sonnigen Bank eine kurze Rast ein und zweige dann rechts ab, um dem Tal abwärts zu folgen. Hier blühen die Narzissen schon in großer Zahl. Millionen sollen es in diesem Gebiet sein. Um die Wiesen nicht zu zertrampeln, soll man den Weg nicht verlassen. Das ist auch gar nicht nötig, denn schon bald stehen Narzissen auch unmittelbar am Wegrand und geben wunderbare Fotomotive ab.

Munter plätschert der Jansbach durch das Tal mit den Narzissenwiesen. An den Ufern säumt ihn ein schmaler Waldstreifen. Dort leuchten die weißen Stämme der Karpatenbirke, einer Unterart der Moorbirke. Jedenfalls vermute ich das, soweit ich es ohne Laub und aus einiger Entfernung beurteilen kann. Sie ist typisch für höhere Lagen der Mittelgebirge (immerhin liegt dieses Gebiet fast 600 m hoch) und moorige Böden. 

Die Narzissenwiesen nehmen schier gar kein Ende. Etwa 1 km wandere ich durch das Jansbachtal an ihnen entlang. Dann mündet der Bach in die Olef, deren Tal es nun aufwärts auf einem Singletrail, einem schmalen Pfad, geht. Es folgen weitere Narzissenwiesen.

Zuletzt quert der Weg den Bach auf einer kleinen Brücke. Jenseits davon im lichten Wald bilden die Narzissen ein Mosaik mit dem Dunklen Lungenkraut. Ein Zitronenfalter segelt umher. Die Narzissenblüten verschmäht er, dafür haben es ihm diejenigen des Lungenkrauts angetan. 

Weiter oberhalb ist das Oleftal dichter bewaldet, hier wachsen keine Narzissen mehr. Ich erreiche die vom Hinweg schon bekannte Stelle, wo ich das Tal gequert hatte. Dann geht es durch den Fichtenforst zurück zum Ausgangspunkt. Unterwegs ist ein kleines Highlight am Wegrand dieser Tuff von Hainveilchen.

Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz „Hollerather Knie“  (GPS 50.454187, 6.378643) an der B 265 von Hollerath Richtung Losheim. Er ist gebührenpflichtig (Bargeld oder App). Von dort führen zwei Rundwege zu den Narzissen (Infotafel). Ich habe den 7 km langen „gelben Weg“ gewählt, um möglichst viele Narzissen zu sehen. Der mit 6 km etwas kürzere „rote Weg“ berührt nur einen Teil der Narzissenwiesen, empfiehlt sich aber, wenn du nicht so weit wandern und einen „Singletrail“ – also einen schmalen Wegabschnitt – vermeiden möchtest. Beide Wege sind mit Blütensymbolen sehr gut markiert. Einen Wanderplan habe ich bei Komoot eingestellt. Die Route führt durch das belgische Naturschutzgebiet „Oleftal“, wo Hunde nicht mitgenommen werden dürfen, auch nicht an der Leine. Dadurch soll Stress für Wildkatzen und andere Wildtiere vermieden werden.

Sollte der Parkplatz bei deiner Ankunft schon voll belegt sein, kannst du auf den knapp 1 km entfernten Wanderparkplatz „Hohes Kreuz“ (GPS 50.455761, 6.389903) ausweichen. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Ausgangspunkt zu erreichen. Vom Bahnhof in Kall verkehren Busse nach Hellenthal. Von dort geht es mit dem Taxibus MiKE Linie 839 bis Hollerath Zollstelle (30 Min. vorher telefonisch bestellen). Dann noch 300 m zu Fuß. Detaillierte Infos zu den Bussen und Taxibussen von/nach Hellenthal findest du hier. Zu den Narzissenwiesen werden während der Saison etwa dreimal pro Woche geführte Wanderungen veranstaltet, Infos dazu gibt es hier.

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