Schweden: Die Steinflüsse der Bjärekusten

Steinhalden und Sümpfe bilden auf der Küstenebene im Westteil des Naturreservats Bjärekusten ein Mosaik mit Wacholderheiden und saftigen Wiesen. Am Meeressaum wechseln sich Klippen und kiesige Strände ab. Der Fernwanderweg Skåneleden erschließt das abwechslungsreiche Gebiet. Wir haben mit Rückweg etwa 2 Stunden für die vorgeschlagene Tour benötigt. Praktische Hinweise findest du am Ende des Beitrags. 

Im winzigen Hafen Norrebrohamn stehen kleine, bunte Bootsschuppen dicht an dicht. Ansonsten gibt es weit und breit keine Häuser.

Ein Schwarm Möwen fliegt kreischend auf. Den Tang, der sich an den Klippen sammelt, haben die Einheimischen früher gesammelt, um damit ihre Felder zu düngen. Über die Bucht von Laholm hinweg ist in der Ferne die Küste bei Halmstad zu erkennen.

Die tiefergelegenen Teile der welligen Küstenebene sind versumpft. In einem brackigen Tümpel wächst Queller, eine sehr salztolerante Pflanze, die sich zum Herbst hin rot färbt. Sie kommt in Schweden praktisch nur an der Küste von Kattegat und Skagerak vor.

Hier weideten früher Schafe und Gänse. Die Küstenwiesen waren Allmende, also Gemeinschaftseigentum. Aus Naturschutzgründen, um die Flächen von Strauchbewuchs freizuhalten und den Lebensraum seltener Blütenpflanzen zu schützen, sind heute Kühe unterwegs.

Wir queren eine breite Schutthalde aus scharfkantigem Gestein. Es handelt sich um zerbrochenen Quarzit. Dieser entstand durch Metamorphose aus einem Sandstein, der einst in einem flachen Meer abgelagert wurde. Im Quarzit sind keine Sandkörner mehr zu erkennen, der vorwiegend darin enthaltene Quarz wurde neu kristallisiert. Darin wurden Fossilien von Wattwürmern gefunden, anhand derer das Gestein auf ein Alter von 600 Millionen Jahren datiert werden konnte. Durch tektonische Hebung gelangte der Quarzit irgendwann an die Oberfläche und zerbrach durch Frostsprengung in unzählige Gesteinsscherben. Diese wurden während des Eiszeitalters von einem Gletscher auf kurzem Weg als sogenanntes „Nahgeschiebe“ transportiert.

Die Blüten der anspruchslosen Golddistel haben in den Ritzen zwischen den Steinen bis zum Herbst durchgehalten. Sie ist typisch für offene Standorte, die beweidet, also nicht gemäht werden. In Schweden ist die Golddistel sehr selten.

Auch der Strand in dieser Bucht ist von kantigen Gesteinsscherben übersät.

In einiger Entfernung sind Hügel zu erkennen, die aus dem rauen Quarzitgestein aufgeschichtet wurden. Sie gehören zum bronze- bis eisenzeitlichen Gräberfeld Gröthögarna. Insgesamt acht Grabhügel, der größte hat 20 Meter Durchmesser, wurden hier gefunden.

Schwankende Holzplanken führen durch ein kleines Moorgebiet, das von einem kurzen Bach gespeist wird.

Hier ist außer Scherben und Findlingen aus grauem Quarzit auch der rötliche Orthogneis zu erkennen, der die Klippen am Ufersaum bildet. Im Hintergrund liegt die flache, unbewohnte Insel Hallands Väderö, wo eine Robbenkolonie zu Hause ist.

Bei Springflut wird der flache, von der Brandung aufgetürmte Küstenwall aus Gesteinsbrocken überspült. Das Wasser sammelt sich in Tümpeln.

Noch ein kleiner Hafen fernab der weit landeinwärts Siedlungen.

Wacholderheide bildet den natürlichen Bewuchs der Küstenebene. Zwischen den windgepeitschten Wacholderbüschen blüht im Frühherbst das Heidekraut.

Auch die Rundblättrige Glockenblume ist hier zu Hause, eine typische Pflanze der Heiden.

Auffällig orangerot gefärbte Schmetterlinge flattern umher. Der Kleine Feuerfalter zählt trotz seiner abweichenden Farbe zu den Bläulingen und kommt in offenen oder nur locker bewachsenen Landschaften bis nach Lappland hinauf vor.

Noch einmal der Blick zur Insel Hallands Väderö, über eine verwitterte und flechtenbewachsene Rippe aus Gneis hinweg. Die Wiese ist gründlich abgeweidet.

Der Gesteinsgang setzt sich schrägt aufwärts den Hang hinauf fort. Hier ist die rötliche Färbung des Orthogneises unter den grauen Flechten deutlich zu erkennen. An der Oberfläche wurde die Gesteinsrippe von einem Gletscher glattgeschliffen.

Diese einladende Bank wird für uns zum Wendepunkt der Tour. Würde man hier weitergehen, käme man bald in den Küstenort Torekov.

Unser Wandervorschlag folgt einem kurzen Teilstück des Skåneleden, des Fernwanderwegs rund um die südschwedische Provinz Schonen. Startpunkt ist der gebührenfreie Parkplatz Norrebrohamn (GPS 56.454261, 12.682305) bei dem gleichnamigen, winzigen Hafen. Von dort sind wir dem markierten Wanderweg an der Küste entlang Richtung Westen gefolgt, bis zu einer einsamen Sitzbank, unserem Umkehrpunkt. Einen Streckenplan findest du bei Komoot.

Als Kontrastprogramm bietet sich nach dieser Tour die Besichtigung der Gartenanlage Norrviken bei Båstad an. Durch den vielseitigen Park, der aus sieben Gartenanlagen verschiedener Stilrichtungen besteht, kann man stundenlang schlendern. Der Landschaftsgärtner Rudolf Abelin legte ihn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an. Norrviken zählt zu den schönsten Gärten Schwedens. Mit dem Bistro/Café Chocolaterian Båstad gibt es dort auch eine Einkehrmöglichkeit mit Sonnenterrasse und eigener Pralinenherstellung.

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