Das Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots im Brachter Wald wurde in ein Naturschutzgebiet verwandelt. Zwischen alten Bunkeranlagen und lichten Kiefernwäldern kannst du in dem riesigen Areal interessante Pflanzen und Tiere entdecken. In den Heideflächen blühen Ende April bis weit in den Mai hinein zwei seltene Zwergginsterarten. Für den einfachen Rundgang durch flaches Gelände habe ich mit Fotografierpausen zweieinhalb Stunden benötigt. Weitere Hinweise und den Link zu einem Wanderplan findest du am Ende des Beitrags.
Nachdem ich eine Drehtür passiert habe – das über 13 Quadratkilometer große Gelände ist eingezäunt -, empfängt mich diese Szenerie. Auf dem Sandboden im Brachter Wald wachsen vorwiegend Kiefern. Dazwischen haben sich als Pionierbäume einige junge Birken angesiedelt. Rosskastanien und andere Arten stehen als Solitärbäume auf freien Flächen.

Die Wiesen werden von Moorschnucken, kleinen Wanderschafen, beweidet, um sie vor Verbuschung zu schützen. Auch das im Gebiet eingesetzte Damwild dient durch Verbiss der Landschaftspflege. So ist am Wegrand ein Magerrasen mit Zypressen-Wolfsmilch (oben) und Weichem Storchschnabel (unten) entstanden. Dieser Storchschnabel stammt eigentlich aus dem Mittelmeerraum und dessen Randbereichen. In Mitteleuropa hat er sich als Kulturfolger auf trockenen Brachflächen ausgebreitet.


Als ich in den Wald hineinschaue, blickt mich plötzlich ein Tier an. Ein Reh, ist mein erster Gedanke. Doch bei genauer Betrachtung hat es ein geflecktes Fell, was typisch für Damwild ist. Dieses ist im Brachter Wald zahlreich vertreten. Hier ist allerdings ein Exemplar einzeln unterwegs und spurtet davon. Gerade noch gelingt es mir, es auf ein Foto zu bannen. Wie ich anschließend recherchiere, dürfte es sich um ein weibliches Jungtier handeln, das vermutlich etwa ein Jahr alt ist. Obwohl ich keine weiteren Tiere sehe, ist die Gruppe wahrscheinlich nicht weit weg, denn weibliches Damwild bleibt normalerweise im Gegensatz zu männlichem beim Mutterrudel. Oder war es doch ein männliches Jungtier, ein sogenannter Schmalspießer? Diese werden im Frühjahr, etwa im Alter von elf Monaten, aus dem Rudel gedrängt und sind dann allein unterwegs. Ein Geweihansatz war allerdings auch bei noch so starker Vergrößerung des Fotos nicht zu erkennen.

Ein Blick ins Rossvenn. In der breiten, feuchten Senke gedeiht Heidekraut, das um diese Jahreszeit noch winterlich dürr wirkt.

Hier in der Heide treten ganz andere Pflanzen auf als vorhin in dem Magerrasen. Mit ihren frühen Blüten setzen Quendel-Kreuzblume (oben), Hundsveilchen (Mitte) und eine wilde Erdbeere (unten) erste Farbakzente.



Aber ich bin ja wegen der beiden Zwergginsterarten hier, die im Brachter Wald vorkommen. Sie sind echte Raritäten. Nach einigem Suchen entdecke ich endlich ein paar niedrige Zweige mit den typischen Ginsterblüten. Es ist der Behaarte Ginster, der sich hier zwischen den trockenen Heideblüten vom Vorjahr versteckt. Im Gegensatz zu anderen Zwergginsterarten ist er gänzlich unbedornt, seine Blätter sind flauschig behaart. Beim Drüberstreichen kannst du es testen. Die Pflanze wird selten mehr als 30 cm hoch und ist dadurch leicht von dem bekannten und viel größeren Besenginster zu unterscheiden, der auch im Brachter Wald wächst.

In dem Munitionsdepot, das die Britische Rheinarmee von 1948 bis 1996 nutzte, gab es ein umfangreiches Straßen- und Schienennetz. Reste davon sind noch erhalten.

Binnendünen sind im Gegensatz zu früher im Niederrheingebiet selten geworden. Im Brachter Wald werden sie wiederhergestellt, also von Kiefernaufforstungen befreit. Die Kiefer wächst zwar grundsätzlich auch von Natur aus in den Dünen, aber nicht so häufig und nur in kleinen Gruppen oder unter andere Baumarten gemischt.

Sogar im nackten Dünensand kann sich hier und da ein Exemplar des Behaarten Ginsters halten.

Dann endlich begegnet mir auch die zweite Zwergginsterart, der Englische Ginster. Er ist ein atlantisches Element in der hiesigen Flora. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt also in wintermilden, nicht allzu weit von der Küste entfernten Gegenden. Im Gegensatz zum Behaarten Ginster entwickelt er an den älteren Zweigen Dornen, und seine Blätter sind viel glatter. Dieses Exemplar ist recht niedrig, aber im Prinzip kann er doppelt so hoch werden wie der Behaarte Ginster.

Laubbäume dürfen bei den Maßnahmen zur Wiederherstellung der natürlichen Landschaft stehenbleiben. So entsteht stellenweise in Kombination mit den Barrieren und Sichtwällen, die ehemals zu militärischen Zwecken aufgehäuft wurden, der Eindruck eines englischen Landschaftsparks.

Hier beginnt eine weitere Senke, die Wysohlen. Diese sind ein interessantes Biotop mit Heidemooren. Die Tümpel speisen sich durch Sickerquellen. In den Wysohlen grasen heute Koniks. Die halbwilden, robusten Pferde halten die Senke frei von dichterem Bewuchs, um sie als Lebensraum für den Moorfrosch und den Ziegenmelker – einen amselgroßen, eher nachtaktiven Vogel – zu erhalten. Du kannst die Senke zwar nicht betreten, aber von einem Beobachtungsturm die Pferde gut in Augenschein nehmen, bevor es durch Wald zurück zum Ausgangspunkt geht.


Im Brachter Wald sind mehrere Wanderwege markiert, die an den verschiedenen Zugängen zu dem riesigen Waldgebiet beginnen. Mein Vorschlag ist der Rote Weg, ein 4,5 km langer Rundweg, den ich entgegen dem Uhrzeigersinn gegangen bin. Er startet am Hauptzugang Brüggen (Holter Heide) beim dortigen Parkplatz zum Depot (GPS 51.257501, 6.163581). Der Weg ist 4,5 km lang und trotz des Zickzackverlaufs dank der guten Markierung (rote Pfosten) nicht zu verfehlen. Eine Wandertafel am Beginn zeigt den Verlauf. Außerdem habe ich einen Plan bei Komoot eingestellt.
Anreise mit Öffis: Vom Bahnhof Viersen fahren Busse der Linie 074 von KVS nach Brüggen, dort von der Haltestelle Genholt 20-30 Min. zu Fuß bis zum Parkplatz zum Depot.