Mitten im Zittauer Gebirge entdecken wir dieses Labyrinth aus bizarren Sandsteinformationen und moosbewachsenen Schluchten, das durch Wind und Wetter über Jahrmillionen hinweg geformt wurde. Weiche Waldwege und schmale Felspassagen führen durch diese urwüchsige Landschaft. Etwa zwei Stunden waren wir auf dem beschriebenen Rundweg unterwegs. Weitere Hinweise und einen Link zu einer Tourenübersicht findest du am Ende des Beitrags.
Auf einem alten Karrenweg steigen wir durch abwechslungsreichen Mischwald hinauf und erspähen bald die ersten Felsen zwischen den hohen Bäumen.


Ein markanter Wegpunkt ist die Steenbruch-Schmiede, in der in früheren Jahrhunderten Werkzeuge für vier Steinbrüche in der Felsenstadt geschmiedet wurden. Von der Produktion von Mühlsteinen lebten bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs viele Jonsdorfer. Sie wurden in verschiedenste Länder exportiert. Hier überrascht uns ein heftiger Regenguss. Mit übergestreiften Wetterjacken stapfen wir weiter.

Gleich nebenan befand sich das Schnapslager für die Steinbrecher. Der Schmied war für das Zuteilen der Rationen zuständig.

Natürlich oder menschengemacht? Diese Felsengasse folgt wohl – wie es öfter im Zittauer Gebirge der Fall ist – dem Verlauf eines weniger verwitterungsbeständigen magmatischen Gangs, der den harten Sandstein an einer tektonischen Spalte durchbrach und später erodiert wurde. Hier transportierten die Steinbrecher die Mühlsteine vom Steinbruch Schwarzes Loch mit Schubkarren ab.

Von einem Aussichtspunkt überblicken wir weite Teile des Zittauer Gebirges. Inzwischen regnet es nicht mehr. Schwaden feuchter Luft hängen in den dicht bewaldeten Tälern. Hinten links ist die Lausche zu sehen, mit knapp 793 m der höchste Berg des Gebiets.

Nach den Steinbrüchen beginnt der Orgelpfad. Viele Felsformationen tragen hier Tiernamen. Oft ist sogar von einem Steinzoo die Rede. Hier sind es das Nashorn (rechts) und der Bernhardiner (links).

Zu den klassischen Vulkanzonen gehört das Zittauer Gebirge zwar nicht. Aber an verschiedenen Stellen ist vor rund 20 Millionen Jahren basaltisches und phonolithisches Magma an Rissen in der Erdkruste durch den Sandstein gebrochen und hat diesen gefrittet, also gehärtet, weshalb er sich besonders gut für Mühlsteine eignet. Hier ist das Magma in einem Vulkanschlot steckengeblieben und zu besonders harten und widerständigen Basaltsäulen erstarrt, den sogenannten Orgeln. Sie entstanden zunächst unterirdisch und wurden später durch Erosion aus dem Fels herauspräpariert.

Der Sandstein ist viel älter, wurde in der Kreidezeit vor fast 100 Millionen Jahren in einem Flachmeer abgelagert. Ein Blick von der Großen und Kleinen Orgel zur Seite zeigt die aus Sandstein gebildete Hennigsäule, benannt nach einem Steinbrecher, der sie einst erklomm.

Hier beginnt der Alpenpfad, der uns vom Kamm der Felsenstadt hinunter Richtung Jonsdorf führen wird. Zunächst genießen wir noch einmal die Aussicht in die Ferne und staunen über die ersten Blüten des Heidekrauts. Auf Felsen mit saurem Gestein, die sehr magere Bedingungen bieten, hat es seine ursprünglichen Naturstandorte. Die großen Heidelandschaften, die man anderswo sieht, sind erst durch menschliche Aktivitäten in vergangenen Jahrhunderten entstanden.


Nach einigen steileren Passagen führt der Alpenpfad jetzt zwischen hohen Felswänden auf weichem Waldboden entlang.

Die Teetasse, eines der wunderlichen Felsgebilde am Alpenpfad, schaut zwischen den Bäumen hervor.


Das Hochwaldmännlein am Fuß des Alpenpfads ist ein kleines Kunstwerk, das die Fantasie anregt.

Über diesen glattgeschliffenen, halbkugeligen Felsen sind schon Generationen von Wanderern hinübergelaufen. Ihre Trittspuren haben sich deutlich ins Gestein eingegraben.

Ein letzter Felsen ragt heraus, diesmal sogar mit Überhang: der sogenannte Kuhstall. Ähnlich wie sein bekannterer Namenskollege in der Sächsischen Schweiz soll er im Dreißigjährigen Krieg als Versteck für Vieh vor marodierenden Truppen gedient haben. Später nutzten ihn vermutlich Holzfäller und Jäger als Unterstand.

Noch einmal wird der Weg schmal, dann verlassen wir die Felsenstadt und kehren zum Ausgangspunkt der Tour zurück.

Das Ende des Rundgangs säumen einige wunderschöne alte Umgebindehäuser, die typisch für diesen Teil des Zittauer Gebirges sind. Dieses hier, in dem die Bäckerei Paulenz untergebracht ist, steht allerdings unten im Ort. Zu Fuß wäre es bis dorthin etwas weit, daher sind wir mit dem Auto hingefahren, um nach der Tour eine Pause bei Kaffee und Kuchen einzulegen. Umgebindehäuser verbinden die slawische Blockstube aus Holzbalken, die im Sommer wie im Winter ein behagliches Raumklima bietet, mit der deutschen Fachwerktradition. Das „Umgebinde“ – ein hölzernes Tragwerk um die Blockstube im Erdgeschoss – leitet das Gewicht des aufgesetzten Fachwerkstockwerks ab.

Ausgangspunkt ist am Südostrand von Jonsdorf in der Hainstraße der Parkplatz am Gebirgsbad (GPS 50.849150, 14.703958). Von dort sind wir im Uhrzeigersinn der Tour „Mühlsteinbrüche Jonsdorf“ gefolgt, die als „Familienabenteuerwanderung“ in einer Broschüre des Naturparks Zittauer Gebirge beschrieben ist (gratis erhältlich z.B. im Haus des Gastes in Oybin). Im Internet findest du die Tourenübersicht hier.
Unser Einkehrtipp: Die Bäckerei-Konditorei-Café Paulenz in Jonsdorf, Mühlbergweg 5. stellt traditionelle Kuchen mit regionalen Zutaten her, zum Beispiel den Oberlausitzer Kleckskuchen.