Azoren: Solfatarenfeld Furnas do Enxofre

Vulkanische Aktivität lässt sich im Bergland der Azoreninsel Terceira hautnah erleben. Wobei Solfataren, also Austritte schwefelhaltiger Dämpfe, eher als Nachwirkungen des Vulkanismus gelten. Zu verdanken sind sie in der Tiefe erhitztem Grundwasser, das zur Oberfläche steigt und dort unter Druckentlastung verdampft. Auf Terceira werden sie regelmäßig kontrolliert. Ihr Kohlendioxidgehalt kann auf aufsteigendes Magma und damit auf eine erneute vulkanische Eruptionsgefahr hindeuten. Ein 600 m langer Rundweg, für den wir mit Fotopausen etwa 45 Minuten benötigt haben, erschließt die Furnas do Enxofre. Weitere Hinweise findest du am Ende dieses Beitrags.

Dichtes grünes Gestrüpp überzieht die Hochfläche im Bergland Terceiras wie ein Teppich. Es ist ein Lorbeer-Wacholder-Gebüsch, sozusagen die abgespeckte Version des auf Madeira und den Kanaren verbreiteten Lorbeerwalds. Das rauere, windigere Klima der Azoren bedingt den niedrigeren Wuchs.

Sehr häufig in dieser Vegetation ist der Walzenförmige Heidelbeerbaum. Jetzt gegen Ende des Hochsommers reifen seine tropfenförmigen Früchte, die auf den Azoren lange Zeit als ungenießbar galten. Erst neuerdings werden sie für Marmelade entdeckt. 

Namengebend sind zwei andere Pflanzen, die mich ebenfalls gleich am Beginn des Rundwegs begrüßen. Die immergrünen Blätter des Azoren-Lorbeers haben eine eher bescheidene Würzkraft, weshalb man auf den Azoren den üblichen Gewürzlorbeer im Supermarkt kauft. Auch die Beeren des Kurzblättrigen Wacholders sind nicht zu verwenden, sie gelten gar als giftig wie bei den meisten Wacholderarten. Da sein festes, holzwurmresistentes Holz früher stark für die Möbelherstellung nachgefragt wurde, sind alte Bestände selten geworden. Heute steht er unter Schutz und besiedelt kahle Flächen recht schnell wieder. Beide Arten sind endemisch, kommen also weltweit nur auf den Azoren vor.

Um Unfälle durch unbedachtes Betreten von heißen Stellen am Boden und das Zertrampeln der empfindlichen Landschaft zu verhindern, wurde ein Weg angelegt.

In abflusslosen Bodensenken haben sich kleine Hochmoore mit Torfmoos gebildet, die von den reichlichen Niederschlägen und dem häufigen Nebeln in Terceiras Bergland profitieren.

Am Rand dieser Moore fühlt sich eine weitere endemische Art wohl, ein Johanniskraut (Hypericum foliosum). An seinen niederliegenden Zweigen bilden sich nur wenige Blüten.

Auch der Königsfarn tritt häufig an feuchten Stellen im Umfeld der Moore auf. Er kommt in ganz Europa vor, insbesondere im atlantisch geprägten Westen des Kontinents. In den Bergen der Azoren findet er ideale Lebensbedingungen, wenngleich die stolze Pflanze hier etwas kleiner bleibt als sonst üblich. Sein von den Laubwedeln getrennter Sporenwedel gilt als urtümliches Merkmal der fossil schon seit 180 Millionen Jahren nachgewiesenen Art. Auch sind die Einzelblättchen seiner Wedel nicht so filigran wie bei anderen Farnen, sondern auffällig breit.

Nun aber zu den Furnas do Enxofre, den „Schwefelhöhlen“. Der vom ausströmenden Schwefelwasserstoff ausgehende Geruch nach faulen Eiern begleitet uns schon seit dem Parkplatz. Jetzt kommen die Solfataren mit ihren Dampfwolken endlich in Sicht. Rund um die Austrittsstellen ist das Gestein durch Hitze und chemische Reaktionen zu breiigem Lehm zerfallen. Mit der Zeit haben sich tiefe Löcher im Gelände, die sogenannten Höhlen, gebildet. 

Auf dem weiteren Rundweg begleitet uns dieser Blick über die Hochfläche hinweg zur meist wolkenverhangenen Serra de Santa Bárbara im Westen Terceiras. Dann geht es im Bogen zurück zum Parkplatz.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz an den Furnas do Enxofre (GPS 38.728914, -27.230867). Dort beginnt bei einer Informationstafel der von Holzgeländern gesäumte Rundweg. Festes Schuhwerk, am besten Wanderstiefel, sind wegen der Rutschgefahr auf lehmigem Untergrund angeraten. Einen Routenplan habe ich bei Komoot eingestellt.

Morgens soll der Gasaustritt am stärksten und eindrucksvollsten sein. Ich kann das weder bestätigen noch ausschließen, da wir nachmittags unterwegs waren. Andererseits wird bei zu starker Gasentwicklung aus Gründen der Gesundheitsgefährdung dringend von der Benutzung des Rundwegs abgeraten.

Die kurze Tour zu den Furnas do Enxofre lässt sich ideal mit dem Besuch des nahegelegenen Vulkanschlots Algar do Carvão verbinden (nur nachmittags geöffnet, vgl. Website).

Schreibe einen Kommentar