Teutoburger Wald: Die Binnendünen der Senne

Zu Füßen des Teutoburger Waldes liegt die Senne, eine sandige Landschaft, die sich während der letzten, der Weichsel-Eiszeit, durch Schmelzwasserablagerungen bildete. Gegen Ende der Eiszeit, vor etwa 11.000 Jahren, wehte Wind den lockeren Sand zu Dünen auf. Binnendünen bedeckten einst große Teile der Senne. Im Augustdorfer Dünenfeld blieben sie erhalten und sind Rückzugsort für eine seltene Flora und Fauna. Mit gut 4 km Länge und kaum vorhandenen Höhenunterschieden her ist die Wanderung auf dem Dünenpfad leicht. Wir haben für die Runde insgesamt knapp zwei Stunden benötigt, mit Pausen zwischendurch. Weitere Hinweise und einen Link zu einem Streckenplan findest du am Ende des Beitrags.

Wald bedeckt heute das Augustdorfer Dünenfeld zum größten Teil. Gleich zu Beginn unserer kleinen Wanderung umfängt uns ein naturnahes Waldstück mit Birken und Eichen. Hier geht es durch den sogenannten Dünenschnitt, wo der Weg eine dicht überwucherte Düne durchschneidet. 

Mittlerweile ein seltener Anblick: Ein Ameisenhaufen, den Rote Waldameisen aufgetürmt haben. Imdem sie Raupen und Blattkäfer vertilgen, fungieren sie als natürliche Schädlingsbekämpfer. Von Blattläusen „melken“ sie den süßen Honigtau, um ihren Nachwuchs in dem imposanten Hügelnest damit zu füttern. Um ihre Kolonie zu verteidigen, spritzen sie ätzende Ameisensäure auf Angreifer. Besser hält man also etwas Abstand.

Foto: Pixabay 2012 (Urheber nicht angegeben)

Diese Orchidee, die Breitblättrige Stendelwurz, war kurz vor dem Aufblühen. Sie entfaltet ihre eher unscheinbaren, wachsfarbenen bis grünlichen Blätter erst Mitte bis Ende Juli. Im Gegensatz zu den meisten Wildorchideen Mitteleuropas braucht sie keinen kalkhaltigen Boden und wächst daher relativ häufig in lichten Laubwäldern, vergrößert in letzter Zeit sogar ihr Revier. Dennoch bleibt es für heute bei dieser einen Beobachtung.

Aufstieg zum sogenannten Haldenhang. Bis zu 13 m hoch sind die Dünen im Augustdorfer Dünenfeld. Auf dem nackten Boden hat der Wind Baumwurzeln freigelegt.

Rechts neben dem Weg gedeiht auf einer Lichtung dieser Magerrasen, in dem die gelben Blüten des Johanniskrauts leuchten.

Kiefern sind nach Aufforstungen des 19. Jahrhunderts heute in der Senne viel weiter verbreitet, als das von Natur aus der Fall wäre. Im Prinzip haben sie aber natürliche Standorte auf den sehr mageren, trockenen Böden der Binnendünen. An feuchteren Stellen mischen sich Eichen und Birken darunter. Das Gebiet wird heute an manchen Stellen durch Exmoor-Ponys und Schottische Hochlandrinder beweidet, um das Bild einer offenen Waldlandschaft mit vielen Lichtungen zu bewahren. Wir bekommen diese Tiere heute nicht zu Gesicht.

Stattdessen guckt ein Eichelhäher kurz in unsere Richtung, flattert dann davon. Die krächzenden Rufe dieser Vögel begleiten uns durch den Wald. 

Foto: Ralphs_Fotos bei Pixabay

Den Boden bedeckt eine Zwergstrauchheide, an der Heidelbeeren den größten Anteil haben. Jahrhundertelang wurde in der Senne Heidebauernwirtschaft betrieben. Teilflächen wurden gerodet, als Viehweide genutzt und im Abstand von etwa 20 Jahren abgeplaggt, was bedeutete, dass der humusreiche Oberboden abgetragen und zur Aufwertung von Ackerflächen verwendet wurde. Anschließend breiteten sich die Zwergsträucher wieder aus und bildeten neuen Humus. Heute würden sich ohne naturschützerische Eingriffe zunächst Kiefern und Birken, später auch andere Baumarten auf Heideflächen ansiedeln. Daher wird teilweise die frühere Nutzung nachgeahmt, um die Heide zu erhalten. 

Zwischen winzigen Besenheidesträuchern, die hier im Schatten noch nicht blühen, zeigt sich erstmals die Heidenelke, für die das Gebiet berühmt ist.

Dann verändert sich die Vegetation. Wir kommen in ein sonniges Dünenfeld, wo man von einer Aussichtsplattform weit zu den Höhen des Teutoburger Waldes schaut. Um die Plattform herum breitet sich ein artenreicher Sandmagerrasen mit exotisch anmutenden Blütenpflanzen aus. Aromatisch duftet der Sandthymian.

Ganz typisch für kalkfreie Magerrasen in Heidegebieten ist das Berg-Sandglöckchen. Mit seinen kleinen, rau behaarten Blättern ist es gut an trockene Gegebenheiten angepasst. Die Wurzeln der selten gewordenen Pflanze suchen bis in einem Meter Tiefe nach Wasser.

Die Heidenelke fühlt sich auch in diesem Biotop zu Hause. Hier wächst sie zusammen mit ihrer höheren Verwandten, der Strand-Grasnelke mit kugeligen hellrosa Blütenständen. Diese ist, wie der Name schon andeutet, häufig in den Dünen der Nordseestrände zu finden, aber eben auch auf Binnendünen. Für die Pflanzen macht das keinen großen Unterschied.

Eine Eidechse hat sich im Dünensand gesonnt, huscht aber rasch davon und versteckt sich in einem niedrigen Gestrüpp. Ob es eine Zaun- oder eine Waldeidechse war, konnten wir auf die Schnelle nicht feststellen. Beide kommen im Gebiet vor. Wahrscheinlich war es aber eine Zauneidechse. Diese Art bevorzugt sonnige, blütenreiche Magerrasen. Sie bieten nicht nur reichlich Nahrung in Form von Insekten, sondern auch genügend Wärme, mit deren Hilfe die Tiere ihre Eier versteckt im Sand ausbrüten lassen. Waldeidechsen haben das nicht nötig, da sie lebendgebärend sind, und können daher in schattigere, feuchtere Bereiche vordringen.

Foto: kwol bei Pixabay

Wir verlassen den Trockenrasen, kommen wieder in ein Heidegebiet. An einer sonnigen Stelle treibt die Besenheide erste zaghafte Blüten. Bald wird sie einen riesigen rosafarbenen Teppich bilden. Nun sind es nur noch wenige Schritte durch die Waldsiedlung Heidehaus bis zum Ausgangspunkt.

Ausgangspunkt ist der kleine Wanderparkplatz Heidehaus (GPS 51.920277, 8.698162). Dort zeigt eine Wandertafel den Verlauf des Rundwanderwegs Augustdorfer Dünenfeld, dem wir entgegen dem Uhrzeigersinn gefolgt sind. Zur Orientierung habe ich außerdem einen Wanderplan bei Komoot eingestellt.

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