Im April, bevor sich die Bäume belauben, sprießen im Klauserwäldchen bei Kornelimünster eine Fülle von Frühblühern. Zu verdanken ist der Artenreichtum dem Kalkgestein und dem vergleichsweise milden Klima der Voreifel. Auf dem lichten Waldboden breiten sich Buschwindröschen und Gelbe Windröschen wie Teppiche aus. Die Wanderung ist mit 4,5 km Länge eigentlich leicht, aber es gibt einige steinige, steilere Passagen. Wir haben für den Rundweg einschließlich Pausen zwei Stunden benötigt. Weitere Hinweise und einen Link zu einem Streckenplan findest du am Ende des Beitrags.
Dieser Turm gehörte zu der Abteimühle, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Die Reichsabtei Kornelimünster betrieb damals eine Reihe von Wassermühlen und Hammerwerken an der Inde. Der Turm ist der markante Ausgangspunkt unserer kleinen botanischen Wanderung.

Auf einer Fußgängerbrücke über die Inde gelangen wir zunächst in das Frankenwäldchen, das dem Klauserwäldchen vorgelagert ist. Sofort geht es mit den Winddröschen los. Nirgendwo in der Eifel haben wir bisher das Gelbe Windröschen in so großer Zahl gesehen wie hier. Es befindet sich jetzt, Mitte April, gerade auf dem Höhepunkt seiner Blüte.

Das bekanntere Buschwindröschen blüht etwas früher. Es ist häufiger, da nicht unbedingt an Kalkboden gebunden. An sonnigen Stellen lassen die meisten Blüten heute schon ihre Köpfe hängen. Nur in schattigeren Bereichen blüht die Pflanze noch so schön wie hier. Das Buschwindröschen hat sechs Blütenblätter, das Gelbe Windröschen nur fünf. Nach den seltenen Hybriden beider Arten mit blassgelben Blüten haben wir vergeblich gesucht.


Ein häufiger Begleiter der Windröschen ist das kalkliebende Wald-Bingelkraut. Da es unscheinbar grün blüht, wird es oft übersehen. Es vermehrt sich vorwiegend vegetativ und breitet sich daher teppichartig aus, was übrigens auch für die Buschwindröschen gilt. Sie haben unterirdische Rhizome, die ständig weiterwachsen, sich verzweigen und immer wieder neu austreiben.

Die Schuppenwurz ist eine echte Rarität. Sie begegnet uns am Ufer der Inde kurz vor der Brücke zum Klauserwäldchen. Diese blattlose Pflanze betreibt keine Photosynthese, sondern schmarotzt an Baumwurzeln.

Mitten in der Inde hat sich diese Insel gebildet. An ihrem Ufer, aber auch an anderen Stellen des Flussufers sehen wir Büschel der Hohen Schlüsselblume. Im Gegensatz zur Echten Schlüsselblume, die in Magerrasen zu Hause ist, duften ihre Blüten nicht. Für eine Geruchsprobe darf man sie keinesfalls pflücken, denn ihr Bestand ist rückläufig. Ohnehin ist hier im Naturschutzgebiet das Pflücken von Blumen untersagt.


Die Brücke zwischen Frankenwäldchen und Klauserwäldchen befindet sich am Inde-Durchbruch und führt direkt auf diesen Steilhang zu, den der Fluss durch Erosion geschaffen hat. Bei dem Gestein handelt es sich um Kohlenkalk, der vor etwa 350 Millionen Jahren im Unterdevon in einem tropischen Flachmeer entstand.

Auch im Klauserwäldchen gedeihen zahlreiche Windröschen. Hier an einem Nordhang sind noch zahlreiche Blüten des Buschwindröschens geöffnet.

Der Aronstab treibt erste Blütenknospen, die sich bald entfalten werden. Bisher ist nur das noch verschlossene Hüllblatt der tütenförmigen Blüte zu sehen.

Sehr häufig ist im Klauserwäldchen der Gefingerte Lerchensporn. Allerdings ist seine Blütezeit, die schon im März beginnt, fast vorbei. Nur wenige Exemplare blühen noch so schön wie dieses.

Der Kohlenkalk des Klauserwäldchens wurde früher abgebaut und in diesem Kalkmeiler gebrannt. Der so gewonnene gelöschte Kalk oder „Sumpfkalk“ wurde mit Sand zu Kalkmörtel vermischt. Dieser hielt die Mauern der Steinhäuser von Kornelimünster zusammmen. Manchmal wurden Wände auch damit verputzt, um sie vor Wind und Wetter zu schützen. Ganz in der Nähe befindet sich der alte Steinbruch. Hier verlassen wir das Indetal und steigen zum Gipfelplateau des Klauserwäldchens hinauf.

Am Wegrand wuchert ein weiterer Frühblüher, das niedrige Moschuskraut. Seine gelblich-grünen Blüten sind sehr unscheinbar. Schön müssen sie nicht sein, denn sie ziehen mit ihrem muffigen Geruch Fliegen als Bestäuber an.

Oben auf dem Berg treffen wir auf Bildstöcke an einem Pilgerweg, der uns schließlich zu einer ehemaligen Einsiedelei mit der Kapelle „Maria im Schnee“ bringt. Sie stammt von 1658. Von einem Aussichtspunkt überblicken wir das Naturschutzgebiet und steigen dann einen sehr steilen Pfad hinunter zum Inde-Durchbruch und der Brücke, die uns zurück ins Frankenwäldchen bringt. Auf dem nun schon bekannten Weg erreichen wir wieder den Ausgangspunkt.


Ausgangspunkt ist in Kornelimünster der kostenlose Parkplatz am Indeufer in der Straße Abteigarten (GPS 50.729684, 6.180387). Anreise mit Öffis: Von Aachen Bushof über DB Bahnhof Rothe Erde verkehrt Bus Linie 66 der ASEAG direkt nach Kornelimünster.
Auf einer Fußgängerbrücke geht es über die Inde und dann sofort rechts an ihrem Ufer entlang. Bald kommt man dort zu einer Infotafel zum Naturschutzgebiet, auf der der Wegverlauf zu erkennen ist. Außerdem habe ich einen Streckenplan bei Komoot eingestellt.
In der ehemaligen Einsiedelei neben der Kapelle „Maria im Schnee“ verkauft an Sonn- und Feiertagen ein Kiosk warme und kalte Getränke. Vor oder nach der Tour bietet sich in Kornelimünster das Café Cornelius mit seinen Sonnentischen vor der Tür (draußen Selbstbedienung) zur Einkehr an.