Schwarzwald: Sagenhafte Allerheiligen-Wasserfälle

Aller guten Dinge sind drei. Das gilt auch für den Schwarzwald. Für diesen dritten Beitrag waren wir im Nationalpark Schwarzwald unterwegs, auf dem wildromantischen Sagenrundweg bei den Allerheiligen-Wasserfällen, die zu den schönsten und höchsten Wasserfällen der Region zählen. Die Strecke ist knapp 4 km lang, etwa zwei Stunden dauert die Unternehmung, eine eventuelle Einkehr bei der Klosterruine Allerheiligen nicht mitgerechnet. Weitere Hinweise und den Link zu einem Wanderplan findest du am Ende dieses Artikels.

Durch dieses Tor betreten wir den Nationalpark Schwarzwald.

Und schon geht es los mit der ersten von sieben Kaskaden, die auf 300 Metern Laufstrecke ein Gefälle von fast 100 Metern überwinden. Schon im Jahre 1840, als der Tourismus im Schwarzwald begann und das romantische Naturerleben in Mode kam, wurden sie mit Leitern erschlossen. Im 20. Jahrhundert entstand dann der heutige Treppenweg, der seitlich der Wasserfälle steil aufwärts führt. Unterhalb der Kaskaden haben sich durch Erosion große Strudeltöpfe, die sogenannten Kolke, gebildet.

Schroffe Felswände säumen zu beiden Seiten die Schlucht, die der Lierbach hier in das Granitgestein gegraben hat. Hier ist der Studentenfelsen an der Ostflanke des Tals zu sehen.

Schräge Klüfte durchziehen das Gestein. Unten in der Schlucht gedeihen im Schatten von Felswänden und Bäumen vorwiegend Farne und Moose.

Ein zwar nicht besonders hoher, dafür aber breiter Wasserfall beendet das Schauspiel am oberen Rand der Kaskadenstufen. Das Gelände knickt hier ab, da an dieser Stelle ein sehr harter Gesteinsgang aus Quarzporphyr das Tal quert. Dieser setzt der Erosion deutlich mehr Widerstand entgegen als weiter unten der Granit.

In dem jetzt deutlich flacheren, breiteren Tal blüht am eine seltene und mit ihren kleinen Blüten oft übersehene Pflanze, der Eisenhut-Hahnenfuß. Diese Art besiedelt in der montanen Höhenstufe, also etwa zwischen 600 und 800 Metern Höhe, die Auenwälder. Ungewöhnlich für Hahnenfußarten, die sonst eher gelb blühen, sind die weißen Blüten. Weiß zieht als Bestäuber vorwiegend Fliegen an.

Fast schon unter die Lost Places ist trotz funktionierender Fontänen dieses Ensemble verwitterter, moosbewachsener Wasserbecken einzuordnen. In dem ehemaligen Barockgarten des Klosters befanden sich die Badeeinrichtungen des seit 1871 bis ins 20. Jahrhundert hinein hier existierenden Kurhotels. Sie werden schon lange nicht mehr als solche genutzt.

An der halb verfallenen Klosterruine erzählen einige flache Spitzbögen, wie sie für die Frühgotik typisch waren, von dem zur Erbauungszeit üblichen Baustil. Damals, im 12. Jahrhundert wurde das Kloster von der örtlichen Grundherrin Uta von Schauenburg gegründet, die hier Prämonstratensermönche ansiedelte und ihnen fünf angrenzende Bauernhöfe für ihren Lebensunterhalt schenkte. Bis 1803 war das Kloster in Betrieb. Dann verfiel es und wurde von den Bewohnern der Umgebung als bequem zugänglicher Steinbruch genutzt.

Der Rückweg führt uns an der Westflanke des Tals am oberen Rand der Schlucht entlang durch eine Felslandschaft. Ein Mischwald aus Rotbuchen und Weißtannen besiedelt den steilen Hang unter uns. Wälder aus diesen zwei Baumarten stellten in mittleren Gebirgshöhen wie hier früher überall im Schwarzwald den natürlichen Bewuchs dar. Heute ist oft die Fichte untergemischt, die von Natur aus aber nur in größeren Höhen vorkäme.

Auch hier treffen wir noch einmal auf eine interessante Blütenpflanze, die Ährige Teufelskralle. Auch sie ist eine typische Gebirgspflanze. Mit der Afrikanischen Teufelskralle, die als Mittel gegen Rheuma verwendet wird, ist sie nicht verwandt.

Der Wald lichtet sich. Felsen säumen den Weg. Sie tragen Namen wie Reitersprung und Engelskanzel. Was es damit auf sich hat, erklären die Infotafeln des Sagenrundwegs. Falls ihr euch vorab informieren möchtet, findet ihr die Texte der Tafeln hier.

Bei der Engelskanzel gedeiht der Rote Fingerhut. An Felsabbrüchen wie diesem hat er seinen natürlichen Standort, ebenso in Waldlichtungen, die durch umgestürzte Bäume entstanden sind. Heute ist der Fingerhut im Schwarzwald viel weiter verbreitet als von Natur aus, da er auch Wegränder und Kahlschlagflächen besiedelt.

In Serpentinen schraubt sich der Weg jetzt einen steilen, dicht bewaldeten Hang hinunter. Dort treffen wir auf den romantischen Lorenz-Brunnen und kurz darauf auf verwitterte Wegweiser, die uns zum Wasserfallweg zurückführen.

Ausgangspunkt für unsere Unternehmung war der Parkplatz (GPS 48.528113, 8.188133) am (südlichen, unteren) Haupteingang zu den Allerheiligen-Wasserfällen. Wir sind dem Sagenrundweg entgegen dem Uhrzeigersinn gefolgt. An Wegkreuzungen stehen Schilder, dazwischen ist der Weg mit den Rauten des Schwarzwaldvereins markiert. Einen Wanderplan findest du bei Komoot.

Einkehrtipp für zwischendurch: Bei der Klosterruine serviert die Gaststätte Kloster Allerheiligen Rinderbraten vom Auerochsen und Wurst und Schinken von den eigenen Weideschweinen.

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