Niederlande: Eine wilde Dünenlandschaft

Ponys und Hochlandrinder erhalten die wunderschönen Zeepeduinen bei Burgh-Haamstede durch Beweidung. Sonst würde dieses größte Dünengebiet der niederländischen Provinz Zeeland rasch mit Büschen und Bäumen zuwuchern, ähnlich wie der angrenzende Westenschouwen-Wald. Die beiden benachbarten Naturschutzgebiete haben wir zu einer fünf Kilometer langen Wanderung auf naturnahen Wegen und sandigen Pfaden kombiniert, für die wir mit Pausen etwa zwei Stunden benötigt haben. Den Link zu einem Plan und weitere Hinweise findest du am Ende des Beitrags. 

Anstatt vom Parkplatz aus den breiten, befestigten Hauptweg durch das Dünengebiet zu nehmen, umgehen wir das eingehegte Gelände zunächst Richtung Westen, wo der Westenschouwen-Wald die Zeepeduinen vom Meer trennt. Er ist das Produkt einer Aufforstung von Wanderdünen und Flugsandfeldern, um diese festzulegen. Mit Kiefern, Eichen und Ahornbäumen entstand so ein lauschiges, von Wander- und Radwegen durchzogenes Gebiet.

Große Ameisenhaufen wie dieser sind heute fast schon eine Seltenheit. Überall in Mitteleuropa schrumpfen die Ameisenbestände. Hier finden die Tiere noch einen geeigneten Lebensraum.

Neben kleinen Tieren wie den Ameisen leben im Westenschouwen-Wald auch Damhirsche. Unsere Begegnung mit einem Damwildrudel aus sechs oder sieben erwachsenen Tieren und zwei Jungtieren bleibt flüchtig. Wir sehen sie an einem Waldrand hinter Gebüsch vorbeiziehen und im Dickicht verschwinden, bevor wir die Kameras zücken können. Dieses Foto hier ist ein Symbolbild, das ich bei anderer Gelegenheit aufgenommen habe. Das ursprünglich in Vorderasien und vielleicht in Südeuropa beheimatete Damwild wurde sicherlich, wie an vielen Stellen in Mitteleuropa, einst von den Schlossherren von Slot Haamstede zu Jagdzwecken hier ausgewildert.

Im Westenschouwen-Wald treffen wir auf den Nederlands Kustpad, einen naturnahen Fernwanderweg, der in elf Etappen entlang der Küste von Zeeland führt. Diesem folgen wir nach rechts und erreichen auf ihm das umzäunte Gelände der Zeepeduinen, auf das wir durch eine Pforte gelangen. Hier erwartet uns dieser idyllische Teich, auf dem Seerosen schwimmen.

Solchen Teichen verdanken die Zeepeduinen ihren Namen. Im örtlichen Dialekt bedeutet „seepelen“ soviel wie tröpfeln oder sickern. Damit wird auf das Grundwasser angespielt, das aus den Dünen sickert und sich in Mulden sammelt. Zwischen Teichen und Dünen stapfen wir nun durch frei liegenden Sand.

Jetzt im Hochsommer blüht hier fast ausschließlich, dafür aber teilweise flächendeckend das Jakobskreuzkraut. Auch wenn es einen schönen Anblick bietet, ist es doch nicht unproblematisch. Obwohl in Mitteleuropa ursprünglich heimisch, hat es sich seit etwa 20 Jahren zu einer invasiven Pflanze entwickelt. Vor allem auf Pferdeweiden tritt es gehäuft auf. In frischem Zustand verschmähen es die Tiere wegen seiner Giftigkeit. Würde hier Heu gewonnen und dieses verfüttert, was allerdings nicht der Fall ist, könnte es hingegen gefährlich werden.  

Keine Schwierigkeiten verursacht hingegen diese Pflanze, das mit der Heckenkirsche verwandte Waldgeißblatt. Es windet sich als Liane an den Bäumen hinauf, die hier und da dem Verbiss durch die in den Dünen weidenden Tiere entgangen sind.

Um die 100 Shetlandponys sollen in den Zeepeduinen grasen. Sie „zerstören“ durch ihre Huftritte immer wieder die Vegetationsdecke, wodurch die Dünen in Bewegung bleiben und das offene Landschaftsbild erhalten wird. Wir bekommen heute allerdings keines der Tiere zu Gesicht.

An einer Weggabelung verlassen wir den Nederlands Kustpfad nach rechts und lassen das riesige Gehege bald hinter uns. Außerhalb des Zauns kehren wir mit diesem Anblick vor Augen zum Ausgangspunkt zurück.

Ausgangspunkt ist der gebührenpflichtige Parkplatz Het Groene Duin (GPS 51.684253, 3.717055) am nordwestlichen Ortsrand von Burgh-Haamstede. Dort gibt es WC’s und einen Aussichtsturm mit Blick über die Dünen sowie Informationstafeln über Wander-, Rad- und Reitwege. Unsere Wegstrecke haben wir bei Komoot eingestellt.

Unser Einkehrtipp für heute: In Burgh-Haamstede bitte vor oder nach der Wanderung nicht den Besuch der Bakkerij Sonnemans (Hogeweg 13) versäumen. Das urige Bäckerei-Café ist wie ein historischer Tante-Emma-Laden eingerichtet und zusätzlich mit altem Spielzeug dekoriert. Unbedingt sehenswert! Spezialität des Hauses sind Zeeuwse Bolussen, die typischen Zimtschnecken aus Seeland. Es gibt eine große Auswahl an aromatischen, losen Tees.

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