Echte Wildvorkommen hat die Gelbe Narzisse in Deutschland nur an wenigen Stellen in der westlichen Eifel und im Hunsrück. Gehäuft ist sie im Perlenbach- und Fuhrtsbachtal anzutreffen. Los geht es in Monschaus Ortsteil Höfen, dem Dorf der baumhohen Hecken. In manche sind sogar Türen oder Fenster geschnitten. Seit Jahrhunderten schützen sie die teilweise noch mit Reet gedeckten Fachwerkhäuser vor starkem Wind, der hier oft über die Hochfläche pfeift. Drei Stunden solltest du für die Unternehmung einplanen. Weitere Hinweise stehen am Ende des Beitrags.
Am Steilhang des Perlenbachtals verläuft der „Narzissenzuweg“ durch hohen Nadelwald. Statt Narzissen begrüßen uns zunächst einmal blühende Polster aus Waldsauerklee und Hainveilchen.
Unten am Perlenbach, wo der Pfad über Stock und Stein führt, vereinen sich die Blüten zu einem flächigen Teppich. Am gegenüberliegenden Ufer, für uns unerreichbar, sehen wir auch die ersten Narzissen. Dann stehen wir an der Mündung des Fuhrtsbachs in den Perlenbach. Links neben einer breiten Brücke wählen wir den romantischen Pfad, der uns ins Fuhrtsbachtal hineinführt. Lichter Bruchwald säumt das wie ein Wildbach daherkommende Gewässer.
Weiter oben lichtet sich die Bachaue. An ihrem Rand im Wald, gleich unterhalb des Wegs, stehen zahlreiche Narzissen. Allerdings sind hier am Sonnenhang nach dem milden Frühjahr viele schon jetzt, Mitte April, verblüht. Einige halten aber noch wacker die Stellung.
Auch eher unscheinbare Blüten heischen am Rand des Waldpfads nach unserer Aufmerksamkeit. Sie gehören dem Moschuskraut, einem oft übersehenen Pflänzchen, das typisch für Auenwälder ist.
Eine weitere Brücke ist unser Wendepunkt. Der dortige Bunker, heute eine wild überwucherte Ruine und in die Rubrik Lost Places einzuordnen, gehörte im Zweiten Weltkrieg zum Westwall. An der anderen, schattigeren Talseite informiert eine Tafel über diese Zeit. Der breite Schotterweg, der uns nun talabwärts führt, ist zwar weniger abenteuerlich, dafür aber von vielen noch in Blüte stehenden Narzissen gesäumt. Ein Pfad, der zu einer morschen Holzbrücke führt, bietet die Möglichkeit, in die Auenwiese hinunterzusteigen. Was nur mit äußerster Vorsicht geschehen soll, um keine Schäden an den Narzissen anzurichten.
Hier breiten sich die Blüten der Gelben Narzisse noch flächig aus, trotz des fortgeschrittenen Frühjahrs. Ihre Trichter sind kräftig gelb und am äußeren Rand gekräuselt, die sternförmig abstehenden Blütenblätter hingegen blassgelb. Aus der Gelben Narzisse wurden verschiedenste Gartensorten gezüchtet, deren Blüten oft deutlich größer oder auch gefüllt sind. In anderen Teilen Deutschlands sind sie oft aus Gärten verwildert, dort aber ursprünglich nicht heimisch. Wegen ihrer Seltenheit stehen die Vorkommen in der Eifel unter strengem Schutz. In den vergangenen Jahren ist es gelungen, die Narzissenwiesen wieder in einen naturnahen Zustand zu versetzen.
Wir verlassen das Fuhrtsbachtal und folgen jetzt dem „Wildnistrail“ entlang des Perlenbachs, der seinen Namen den Flussperlmuscheln verdankt. Nachdem diese schon fast ausgestorben waren, gibt es jetzt dank Nachzucht wieder Jungmuscheln, die ihre ersten Jahre in den Kiemen von Bachforellen verbringen. Eine moosbewachsene Felsgruppe ragt aus dem Wald. Die schräggestellten Schichten sind geschieferter Tonstein aus dem Devon.
Auf einer Wieseninsel im Bach brütet eine Kanadagans. Kurz darauf verabschieden wir uns vom Perlenbach und steigen mit dem Wildnistrail zurück nach Höfen.
Während der Narzissensaison (etwa Ende März bis Mitte/Ende April) ist an der Perlenbacher Mühle in der Nähe der Narzissenwiesen kaum eine Parklücke zu bekommen, schon gar nicht am Wochenende. Deshalb haben wir als Ausgangspunkt den Parkplatz „Am Nationalparktor“ (GPS 50.533215, 6.253242) oben in Monschau-Höfen gewählt (Tagesgebühr 4 €). Anfahrt mit dem Bus: Linie 84 ab Monschau bis Haltestelle Höfen-Kirche. Am Parkplatz beginnt der markierte „Narzissenzuweg“, der bald links vom „Wildnistrail“ (den wir später heraufkommen werden) abzweigt. Wie es weitergeht, siehst du auf dem bei Komoot eingestellten Streckenplan.
Nach der Tour bietet sich ein Besuch im Nationalpark-Tor Höfen an, einem der Besucherzentren des Nationalparks Eifel. Es zeigt die Ausstellung „Narzissenrausch und Waldwandel“ (Eintritt frei). Im selben Haus befindet sich das Bistro Alte Molkerei. Bei schönem Wetter sitzt man dort auf der sonnigen Außenterrasse mit Blick in die Berge. Auf der Rückfahrt über Monschau darf für uns ein Stopp an der historischen Senfmühle nicht fehlen, wo wir uns mit klassisch erzeugtem Senf im traditionellen Steinzeugtopf eindecken.