Azoren: Wildes Ufer der Lagoa das Furnas

Einer der großen Kraterseen auf der Insel São Miguel ist die Lagoa das Furnas. Genau genommen ein Calderasee, denn er füllt eine riesige Caldera – einen Kessel, der durch Einsturz der Magmakammer eines Vulkans entstand. Wer allein nur sein idyllisches Westufer umwandert, ist schon 4 km unterwegs. Die Route vereint Regenwaldfeeling und vulkanisches Flair. Sie ist leicht, eigentlich eher ein Spaziergang. Mit kleinen Pausen zwischendurch benötigst du maximal 1,5 Stunden. Weitere Hinweise und einen Link zu einem Streckenplan findest du am Ende dieses Artikels.

Dieses romantische Gemäuer passierst du gleich zu Beginn. Es ist die Capela Nossa Senhora das Vitórias, Ende des 19. Jh. im neugotischen Stil errichtet von José do Canto. Dieser weitgereiste und weltgewandte Inseladelige ließt dafür extra einen Architekten aus Paris anreisen.

Zu Füßen der Kapelle liegt dieser helle Strand. Er sieht einladend aus, die Einheimischen baden hier aber in der Regel nicht. Das grünlich schimmernde Wasser deutet es schon an. Die Lagoa das Furnas ist sehr nährstoffreich, Algen wachsen darin reichlich. In der Vergangenheit drohte der See sogar umzukippen. Ein Forschungszentrum am Ufer befasst sich nun mit der Revitalisierung. Durch Reduzierung der Viehweiden in der Umgebung und Entnahme von Fischen, die für Angelzwecke eingesetzt wurden, konnte man schon Erfolge erzielen. Ganz aus der Welt ist das Problem aber noch nicht.

Neben der Kapelle hatte José do Canto einen Sommersitz und ließ einen romantischen Park anlegen, den du gegen Gebühr besichtigen kannst. Der Wegrand ist, wie so oft auf den Azoren, schön bepflanzt, hier mit den ursprünglich in Südafrika heimischen Watsonien. Im Gegensatz zu manchen anderen einst als Gartenpflanzen hergebrachten Pflanzen sind sie nicht invasiv. 

Diese Szenerie lässt an tropische Regenwälder denken. Die Baumfarne, die ein ausgeglichenes, stets luftfeuchtes und frostfreies Klima benötigen, stammen aus den küstennahen Regenwäldern im Südosten Australiens. Im Hintergrund ragen mehrere gewaltige Araukarien auf, zu denen ein kurzer Abstecher führt. Auch sie gehörten nicht zur eigentlichen Azorenflora, sondern wurden für Gärten und Parks importiert. Diese hier ist die Norfolktanne von der gleichnamigen Insel im Pazifik. Einer der urzeitlichen Nadelbäume gilt mit über 52 m als einer der höchsten der Welt seiner Art. Eine Infotafel gibt Erläuterungen dazu.

Vom Kraterrand hat die Lagoa das Furnas ein paar Zuflüsse. Dieser hier wird kurz vor der Mündung von Bambusdickicht gesäumt. 

Der hübsche Knöpfchen-Knöterich kam einst aus dem Himalaya und gilt auf den Azoren als Neophyt. Die Pflänzchen breiten sich gerne zu Teppichen aus, hier auch in der Vertikalen an einer Mauer. Sie sind Bienenweiden.

Überall am Seeufer gibt es Liegewiesen, wo man die Zeit verbummeln könnte. 

Hier und da ist auch Land Art verteilt. Bildhauer schaffen solche Holzskulpturen vor Ort mit der Motorsäge im Rahmen eines jährlich wiederkehrenden Holzschnitzfestivals. Dazu verwenden sie die Stämme abgestorbener Bäume. Ein beliebtes Motiv ist „Furnie“, ein Monster, das im See leben soll – ähnlich wie Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness in Schottland.

Gegen Ende kann es je nach Wasserstand abenteuerlich werden. Bei meinem Besuch Ende Mai fließt der Bach, der kurz darauf in den See mündet, träge dahin. 

Die Fumarolen am Ende der Tour sind erreicht. Unter den Erdhaufen verbergen sich Löcher, in die Cozido versenkt wurde, ein Eintopf aus Fleisch, Wurst und Gemüse. Der Boden ist hier heiß genug, um ihn zu garen. Eine Prozedur, die mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Wer Lust hat, kann das deftige Gericht gleich nebenan in einer Snackbar oder später in einem der Restaurants in Furnas probieren.

Nebenan dampft und sprudelt es aus vulkanischen Quelltöpfen. Das Betreten des Fumarolenfelds ist verboten, denn es könnte richtig gefährlich werden. Die Aktivität steht eher für ausklingenden Vulkanismus. Sollte sie allerdings irgendwann nachlassen, könnte es in der Umgebung erneut zu Ausbrüchen kommen. Die Fumarolen werden daher von Geologen ständig überwacht.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz (Estacionamento) am Südufer der Lagoa das Furnas (GPS 37.749323, -25.326536). Dort befindet sich an der EN1-1A eine Bushaltestelle. Hierher gelangst du ab Ponta Delgada mit Linienbussen der Firma Varela, die Richtung Povoaçao fahren. Die vorgeschlagene Tour folgt einem Abschnitt des offiziellen Wanderwegs PRC 06 SMI. Der breite Weg führt Richtung Westen im Uhrzeigersinn um den See. Am Picknickplatz an seinem Beginn befindet sich ein WC. Wenn du den Park von José do Canto besichtigen möchtest, bekommst du weitere Infos hier. Einen Wanderplan habe ich bei Komoot eingestellt.

Bei den Fumarolen am Nordwestufer findest du einen Getränkestand und eine Snackbar. Du hast jetzt mehrere Möglichkeiten. Wer mit dem Mietwagen gekommen ist, kann die Umrundung des Seeufers fortsetzen. Zwar führt der Fußweg nun parallel zur Straße, die aber eher wenig befahren ist (weitere 3 km bis zum Ausgangspunkt). Bist du mit dem Bus angereist, läufst du entweder auf der Zufahrtsstraße zu den Fumarolen bis zur Landstraße EN1-1A und wartest dort auf den nächsten Linienbus (Achtung, verkehrt nur 2-4 x tgl.). Oder du folgst der Zufahrtsstraße nur ein kurzes Stück, biegst dann links in den Wanderweg PR 22 SMI ein und verlässt diesen schon nach 150 m wieder nach rechts auf einem nicht beschilderten Pfad, der dich in einer guten halben Stunde nach Furnas bringt. Zurück ab Furnas geht es dann mit Bussen von Varela (s.o.) oder CRP.

Mein Einkehrtipp für heute: Restaurant Tony`s in Furnas (Largo do Teatro, GPS 37.773589, -25.311355). Dort gibt es natürlich den berühmten vulkangekochten Cozido, aber auch schöne große Salate und andere Delikatessen. In der Saison wird mittags wegen der großen Nachfrage oft in zwei Schichten gegessen (um 12 und um 14 Uhr). Das Lokal ist groß und kann rummelig sein. Wenn du es etwas beschaulicher magst, ist vielleicht die Konditorei von Rosa Quental (Rua José Jacinto Botelho 28, GPS 37.773102, -25.313935) mit Terrassen nach vorne und hinten das Richtige für dich. Spezialität ist dort Bolo Lêvedo, ein süßes Landbrot, aus dem Sandwiches bereitet werden.

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