Die Mandelblüte in Andalusien ist berühmt. Besonders schön haben wir sie in Felix erlebt, einem eher unbekannten „Weißen Dorf“ in der Sierra de Gádor westlich von Almería. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch gleich eine lohnende Wanderung auf dem Sendero Fuente del Lentisco rund um den felsigen Hausberg von Felix, den Pozuelo (1263 m), unternommen. Unterwegs ergaben sich trotz der frühen Jahreszeit, Ende Januar, interessante botanische Beobachtungen. Auch zwei ungewöhnliche Vogelarten flogen uns über den Weg. Für die Wanderung haben wir einschließlich kurzer Pausen etwa dreieinhalb Stunden gebraucht. Weitere Hinweise und den Link zu einem Tourenplan findest du am Ende dieses Beitrags.
Kurz nach Verlassen des Ortes sehen wir schon die ersten blühenden Mandelbäume am Wegrand. Warum die meisten weiß bis zartrosa blühen, einige wenige aber kräftig rosa? Das hängt von der Sorte ab, weiß das Internet. Bienen umschwirren die Blüten schon recht eifrig. Später sehen wir irgendwo Mandelblütenhonig, allerdings in einem anderen Ort.
Der Feldweg geht in einen steinigen Pfad über, den alten Camino del Pozuelo. Einst nutzten ihn die Menschen aus dem Ort, um am Berg wild wachsenden Thymian zu sammeln und Espartogras zu schneiden, aus dem sie Hüte, Taschen und Matten flochten. In Serpentinen steigen wir einen Hang hinauf. Oben in der breiten, schroffen Felswand Peñón Jorao wohnt ein ganzer Schwarm Trauersteinschmätzer. Ein Foto habe ich nicht parat. Die Vögel sind aber unverkennbar. Sie sehen ein wenig wie Elstern aus, sind aber deutlich kleiner, obenrum schwarz und haben im Kontrast dazu ein weißes Bauch- und Hinterteil. Trauersteinschmätzer bauen ihre Nester in Felshöhlungen. Wir haben sie in Spanien schon öfter mal gesehen, sie sind also gar nicht so selten.
Während wir den Pozuelo im Uhrzeigersinn umrunden, jetzt auf einer breiten Piste, sehen wir links unter uns weitere Mandelhaine und ab und zu ein kleines Bauernhaus. Oberhalb des Wegs wachsen in steilerem, ungenutztem Gelände verschiedene Zwergsträucher, darunter der Stechginster, der gerade angefangen hat zu blühen und gelbe Farbtupfer in der grauen Steppe bildet.
An der Ostflanke des Pozuelo geht die Route beim Abstieg wieder in einen Gebirgssteig über. Hier sehen wir am Wegrand die ersten Blüten der Weißlichen Zistrose. Dieser Zwergstrauch wächst hier recht häufig. Zur Hauptblütezeit im April und Mai muss das wunderschön aussehen. Da wird es auf dieser schattenlosen Wanderung vermutlich aber auch schon recht heiß. Zistrosen sind keine direkten Verwandten der Rosen, haben aber wildrosenähnliche Blüten.
Der Wanderweg wurde nach der Fuente del Lentisco benannt, einer gemauerten Quelle am Südhang des Pozuelo. Früher diente sie als Viehtränke. Heute ist sie nicht mehr sehr ergiebig.
Aufgegebene Feldterrassen stapeln sich hier zu Dutzenden übereinander. Sie zeugen von Getreideanbau, der hier früher stattgefunden hat.
Noch einmal Mandelbäume gegen Ende der Tour. Zwei Türkentauben turnen in den Zweigen herum, fliegen dann aber davon. Am nächsten Tag sehe ich sie auf einem Supermarktparkplatz, wo sie sich ohne Scheu fotografieren lassen. Das Bild stelle ich einfach mal hier dazu, um so einen Vogel aus der Nähe zu zeigen. Türkentauben sind etwas kleiner als die bekannten Straßentauben, hellbraun bis grau gefärbt und mit einem dunklen „Halsband“ ausgestattet. Die Art ist erst im 20. Jahrhundert aus Kleinasien nach Europa eingewandert, daher der Name.
Ganz zum Schluss machen wir einen kurzen Abstecher zur exponiert auf einem Hügel thronenden Ermita de la Cruz. Der offene Gebetsraum wird mit einem Marabut, der Wohn- oder Grabstätte eines arabischen Heiligen, in Verbindung gebracht, verrät eine Tafel. Ob sich hier tatsächlich in maurischer Zeit ein Marabut befand, ist unklar. Auch in christlicher Zeit neu errichtete Ermitas orientierten sich in Andalusien mit ihrer kuppelförmigen Bauweise an nordafrikanischen Vorbildern.
Ausgangs- und Endpunkt der Wanderung ist das weiße Dorf Felix. Von den großen Touristenströmen ist es bisher trotz der Nähe zur Küste bei Roquetas de Mar nicht entdeckt worden. Viele Häuser scheinen leerzustehen. Am Wochenende füllen sich mehrere Ausflugslokale im Ort vermutlich mit Einheimischen, die extra von Almería heraufgefahren kommen. Wir sind an einem Wochentag da und sehen in den Gassen vorwiegend ältere Menschen, die in ein, zwei Tiendas das Notwendigste kaufen können. In der urigen Bar El Cuartel, die gleich unterhalb der Kirche von Felix liegt, genehmigen wir uns eine Einkehr. Dort werden zum Beispiel Brote mit Sobrassada belegt, der aus Mallorca importierten, berühmten Paprikawurst.
Wir sind dem weiß-grün markierten Wanderweg SL-A 106 „Sendero Fuente del Lentisco“ auf voller Länge gefolgt. Sein höchster Punkt liegt bei 1164 m und damit etwa 100 Höhenmeter unter dem Gipfel des Pozuelo. Dessen felsiger Gipfel scheint ziemlich unzugänglich. Wir haben es nicht ausprobiert. Ein Plan des Wegs hängt rechts hinter der Kirche von Felix an einer Tafel aus. Dort ist neben der Fuente de Felix, einer öffentlichen Quelle, wo Einheimische Wasser in Flaschen abfüllen, auch der Wegbeginn (GPS 36.868916, -2.657170). Einen Streckenplan mit GPS-Daten habe ich bei Komoot eingestellt, einen offiziellen Folder zu dem Wanderweg auf Spanisch findet du hier. Das Auto haben wir auf dem städtischen, kostenfreien Parkplatz von Felix (GPS 36.867369, -2.659889) abgestellt. Ab Almería (Busbahnhof) fährt an manchen Wochentagen ein Bus der Linie M-320 nach Felix. Die Zeit zwischen Ankunft und Abfahrt kann für die vorgeschlagene Tour etwas knapp sein. Weitere Infos findest du hier.