In kräftigen Rot- und Orangetönen schimmert die Felsküste zwischen L’Ampolla und dem nördlichen Nachbarort L’Amettla de Mar. Trotz der Nähe zu den touristischen Siedlungen blieb das Gebiet erstaunlich unberührt. Über den Klippen wächst eine blütenreiche Macchie. Der heutige Wanderweg wurde ursprünglich für die Zöllner angelegt, um den unbewohnten Küstenabschnitt, an dem Schmuggler ihre Ware heimlich an Land brachten, zu überwachen. Daher heißt er auch Camí de Ronda (Rundweg). Es war der Weg, auf dem die Küstenwache ihre „Runde“ machte. Trotz der eigentlich geringen Höhenunterschiede geht es in der Summe doch viel auf und ab. Dennoch stufen wir die Tour eher als leicht ein. Wir haben einschließlich Rückweg etwa zwei Stunden benötigt. Weitere Hinweise und einen Link zu einem Streckenplan findest du am Ende des Beitrags.
An der Platja del Baconé begrüßt uns zunächst einmal der erste von verschiedenen Winterblühern, die uns auf dem weiteren Weg begleiten werden. Die Fiedrige Gänsedistel kommt überall im Mittelmeerraum vor und hat sich inzwischen auch in anderen Weltgegenden verbreitet.

Vom Kiesstrand steigen wir eine Holztreppe zu den Klippen hinauf. Das Gestein hier ist Kalksandstein im Wechsel mit Mergel, einem Mix aus Ton und Kalk, und wurde im flachen Meerwasser unter einst wärmeren Bedingungen abgelagert. Durch tropische Verwitterung oxidierte das eisenhaltige Sediment, ähnlich wie bei der Rostbildung. So entstand Hämatit, ein Eisenoxid, das intensiv rot gefärbt ist. Die Klippen bildeten sich durch tektonische Hebung und spätere Erosion durch Brandung.

Auf der Ebene über dem Felsabsturz gedeiht im Unterwuchs von Kiefern und Macchie recht zahlreich die Vielblütige Heide. In den Wintermonaten sind ihre Blüten eine wichtige Insektenweide. Außerdem bietet ihr Gestrüpp Bodenvögeln Schutz. Im Gegensatz zu ihren mitteleuropäischen Verwandten braucht sie keine sauren Böden, sondern verträgt Kalk.

Diese Helianthemum-Art ist wahrscheinlich das Behaarte Sonnenröschen. Seine Hauptblüte liegt im Mai, vereinzelt sprießen seine sonnengelben Blüten aber auch schon im Winter.

Die Strauchige Kugelblume blüht im gesamten Winterhalbjahr und ist an der Küste Kataloniens recht häufig. Ihre kleinen, ledrigen Blätter trotzen auf felsigen Pionierstandorten der Trockenheit.

Dieses Löwenmäulchen gehört vermutlich der Art Antirrhinum australe an, die ausschließlich in Süd- und Südostspanien vorkommt. Sie lebt auf Kalkfelsen. Als Zwerglöwenmäulchen ist sie auch als Zierpflanze erhältlich, allerdings selten. Die meisten Gartenformen stammen vom Großen Löwenmaul (Antirrhinum majus) ab, das am nördlichen Mittelmeer beheimatet ist.

Schmetterlinge sind im milden Mittelmeerklima vereinzelt auch im Winter unterwegs, hier ein Admiral auf den Blüten des Kap-Efeus. Dieser kam im 19. Jahrhundert als Zierpflanze aus Südafrika und gilt heute an der nordspanischen Atlantikküste als problematisches Unkraut. In Katalonien hat er sich noch nicht so stark ausgebreitet.

Zwischendurch schmiegt sich die verschwiegene Kiesstrandbucht Cala Maria zwischen die Felsen.

Oft führt der Weg knapp über der Abbruchkante entlang.

Eine typische Pflanzenart der hiesigen Macchie ist die Zwergpalme. Sie ist die einzige in Europa ursprünglich heimische Palmenart und sehr robust.

Unser Umkehrpunkt, das Cap Roig, kommt in Sicht.

Hier sichern Geländer die Steilkante. Das Kap ist ein guter Platz für eine Aussichtspause. Dann kehren wir auf dem schon bekannten Weg zurück.


Kurz vor Erreichen des Ausgangspunkts bietet sich uns noch dieser Blick auf die wilde, bunte Felsküste. Unten am Meer lebt hier völlig unbehelligt eine kleine Kolonie von Kormoranen. Ganz still warten die Vögel auf Felsbrocken, bis sich eine Chance ergibt, einen Fisch zu erbeuten.


Die vorgeschlagene Route folgt einem Abschnitt des rot-weiß markierten Fernwanderwegs GR 92, der sich entlang der spanischen Mittelmeerküste zieht. Los geht es an der Platja del Baconé (GPS 40.815026, 0.721107) am Nordrand von L’Ampolla. Wir sind bis zum Cap Roig gelaufen und von dort zum Ausgangspunkt zurückgekehrt. Bei Komoot habe ich einen Wanderplan eingestellt.
In den Straßen hinter der Platja del Baconé kann man kostenfrei parken. Bei Anreise mit der Bahn: Vom Bahnhof L’Ampolla sind es 20 Minuten zu Fuß bis zum Ausgangspunkt der Tour. Mittelstrecken- und Regionalzüge auf der Strecke Barcelona-Valencia halten in L’Ampolla 3-4 x am Tag.