Der größte niederländische Nationalpark umfasst den Meeresarm Oosterschelde und seinen Randgebiete. Unser Vorschlag: Eine halbtägige Radtour durch das Feuchtgebiet Plan Tureluur am Südufer der Insel Schouwen-Duiveland. Hier brüten im Frühjahr Wasservögel in großen Kolonien, im Sommer sind sie mit ihren Jungvögeln zu beobachten. Da die Wege gut befestigt sind, lässt sich das Gebiet am besten per Fahrrad erkunden. Hinweise zur Anfahrt und den Link zu einem Plan findest du am Ende des Beitrags.
Dünnschnabel-Lachmöwen stehen am schlammigen Ufer der weiten ehemaligen Hafenbucht De Schelphoek. An dieser fahren wir zunächst entlang, bevor es dann auf den Deich geht. Als eine Möwe über mich hinwegfliegt, wird mir einmal mehr bewusst, warum es Lachmöwe heißt. Ihr freches Schnattern unterscheidet sich kaum vom menschlichen Lachen. Die Dünnschnabel-Lachmöwe gilt als Hybrid zwischen den beiden namengebenden Arten.
Ein Blick vom Deich landeinwärts zeigt die amphibische Landschaft des Naturgebiets Plan Tureluur. Es ist voller seichter Tümpel und Sümpfe, in die Salzwasser aus der Oosterschelde sickert. Wasservögeln bietet es reichlich Nahrung.
Auf den trockeneren Streifen zwischen den Wasserflächen und auf dem Deich weiden Kühe und Schafe. Eines der Deichschafe ist gar nicht scheu und macht sich auf den Weg, um an Olivers Fahrrad zu knabbern.
Dann und wann zeigen sich auch farbenfrohe Blütenpflanzen, zum Beispiel das Zottige Weidenröschen. Es liebt nährstoffreiche Böden an Gewässerufern. Seine Samen können wochenlang schwimmen, wodurch sich die Pflanze ein großes Verbreitungsgebiet erschließen kann.
Eine Schwanenfamilie zieht am Aussichtsturm Zuidkaap vorbei, der sich mitten im Plan Tureluur erhebt. Ein Abstecher dorthin ist möglich.
Wenig Berührungsängste haben diese Weißwangengänse, auch Nonnengänse genannt, die seelenruhig am Wegrand äsen, während sie fotografiert werden. Früher flogen sie zur Brutzeit an die russische Eismeerküste. Inzwischen bleiben viele von ihnen das ganze Jahr über an der Nordsee, viele davon in Zeeland. Die Salzwiese im Hintergrund, die regelmäßig vom Meerwasser überspült wird, ist mit dem Queller bewachsen. Diese Pflanze reichert in ihren Organen im Verlauf des Sommers immer mehr Salz an, um lebenswichtiges Süßwasser zu gewinnen. Durch die zunehmend toxische Salzkonzentration verfärbt sich der Queller rot, wie hier gut zu erkennen. Etwa im Oktober stirbt er ab und überdauert den Winter nur in Form von Samen. Queller (niederl. zeekral) wird als typisches Wildgemüse in Zeeland viel gegessen.
Noch ein Blick auf die Oosterschelde, deren Wasser stets ein wenig grauer ist als der Himmel, obwohl die Sonne heute lacht. Vergeblich versuchen wir, Schweinswale ausfindig zu machen, von denen etwa 50 bis 60 in der Oosterschelde leben. Die Stelle gilt zwar als Hotspot für die Beobachtung dieser kleinen, delfinähnlichen Wale von Land aus, doch scheint das Meer heute zu aufgewühlt dafür zu sein. Haltet nach Rückenflossen Ausschau!
Beim Café-Restaurant De Heerenkeet, wo Einkehrmöglichkeit bestünde und an einem winzigen Hafen Picknicktische stehen, biegt unsere Route landeinwärts ab. Nach einer kurzen Strecke entlang der Straße fahren wir bald wieder am Nationalpark entlang. Auch hier sehen wir noch einmal riesige Seevogelkolonien.
Wildgänse schwärmen auf Futtersuche zu den benachbarten Feldern und Wiesen aus. Dort steht praktischerweise eine Sitzbank, von der sie sich bestens beobachten lassen. Wir verabschieden uns an dieser Stelle vom Nationalpark.
Egal, ob du zum Beispiel in Burgh-Haamstede, Renesse oder Scharendijke Quartier bezogen hast, sind es bis zum Ausgangspunkt nur wenige Kilometer. In allen drei Orten gibt es Fahrradverleihe. Das Radwegenetz auf der Insel Schouwen-Duiveland ist perfekt ausgeschildert und umgeht weitgehend die stärker befahrenen Straßen. Bei der Orientierung helfen Knotenpunkte, die auf einem Faltplan verzeichnet sind. Diesen verteilen Unterkünfte, Fahrradverleihe und Touristeninformationen.
Eigentlicher Ausgangspunkt ist dann südlich von Serooskerke der Knotenpunkt 81 (GPS 51.697986, 3.814618) beim Imbiss Fritureluur (s.u.). Wir haben den Plan Tureluur entgegen dem Uhrzeigersinn umrundet, dabei die Knotenpunkte 89, 90 und 91 berührt und das Gebiet schließlich am Delingsdijk verlassen. Einen Plan findest du bei Komoot. Hier noch ein Tipp für die Rückfahrt: Am Knotenpunkt 88 beginnt ein idyllischer Schotterradweg entlang eines mit Beobachtungsstellen ausgestatteten Kanals, in dem ebenfalls zahlreiche Wasservögel leben, zum Beispiel Haubentaucher oder Blässhühner. Über den Knotenpunkt 87 hinaus führt er unmarkiert weiter zu dem kleinen Hafenort Den Osse. Von dort kommt man am Deich entlang nach Scharendijke und bei Bedarf weiter nach Renesse und Burgh-Haamstede. Wir sind von und nach Scharendijke gefahren und waren 26 km unterwegs.
Unser Einkehrtipp: Der kultige Radfahrertreff Fritureluur bietet das volle Programm an niederländischem Fastfood, zum Beispiel den Klassiker Frikandel Speciaal, der irgendwo zwischen Currywurst und Frikadelle angesiedelt ist. Mit windgeschützter Sonnenterrasse.