Als „Hölle“ wurde das enge Tal des Brandbachs, in dem sich Wasserfälle reihen und riesige Gesteinsblöcke türmen, früher angesehen. Heute ist es ein wildromantisches Wanderziel. Der Weg ist nur 800 m lang, überwindet aber einen Höhenunterschied von rund 150 m. Wer ihn voll auskosten möchte, braucht pro Strecke etwa eine halbe Stunde, hin und zurück also eine Stunde. Wir haben die „Alde Gott Panorama-Runde“ angehängt. Hinweise dazu und einen Link zu einem Streckenplan findest du am Ende des Beitrags.
Natürlicher Laubmischwald, wie man ihn im Schwarzwald nicht so oft findet, umfängt uns am Eingang zur Schlucht. Das Spiel von Licht und Schatten erzeugt raffinierte Kontraste. Am Rand des Tals führen Treppenstufen aufwärts. Genau 225 Stufen soll es auf dem nun folgenden Weg geben, nachgezählt haben wir sie nicht.
Der Brandbach hat sein Tal auf diesem Abschnitt in den Oberkirch-Granit hineingeschnitten. Dieses Gestein neigt zur Wollsackverwitterung. Durch natürliche Frostsprengung entstandene horizontale und vertikale Risse geben die Form vor. Anschließend sorgt chemische Verwitterung durch Huminsäuren für eine Abrundung der Kanten. So entstehen kissenartige Blöcke, die sogenannten „Wollsäcke“, die den Talgrund übersäen. Der Wildbach bahnt sich seinen Weg hindurch. Moosbewuchs hat die seitlichen, nicht so oft vom Wasser benetzten Blöcke erobert.
Der Oberkirch-Granit gehört zum Grundgebirge, das hier im Nordschwarzwald großenteils von jüngeren Sedimenten überdeckt wird. Nur an wenigen Stellen tritt er zutage. Charakteristisch sind die eingesprengten Großkristalle aus Mikroklinperthit, dem Produkt der Verwachsung verschiedener Feldspatkristalle.
Wir treffen auf eine Kneippanlage der besonderen Art. Als Tretbecken dient das natürliche Becken unterhalb eines kleinen Wasserfalls. Was beim Kneippen zu beachten ist, erläutert die Gemeinde Sasbachwalden auf ihrer Website.
Früher war die Schlucht nur schwer passierbar. Die Bergbauern mussten wie eine Ziege (Gais oder Geiß) klettern, um hindurchzukommen. Dann entdeckten die Romantiker des 19. Jahrhunderts das wilde Tal. Schon 1880 wurde ein Wanderweg mit 13 Holzbrücken, die über den Brandbach führen, angelegt und vom örtlichen „Verschönerungsverein“ gepflegt. Er ist bis heute recht abenteuerlich geblieben.
Mooswände werden jetzt sogar in Städten aufgestellt, um die Luft zu verbessern, denn sie filtern Feinstaub aus. Hier hat die Natur schon dafür gesorgt. An den seitlichen Felswänden der Schlucht sickert fast ständig Wasser herunter, dass verschiedenen Moosarten das Überleben sichert. Da Moose ihre Nährstoffe oberirdisch aus dem Wasser aufnehmen, brauchen sie keinen Boden, sondern können blanke Felsen besiedeln.
Ab und zu durchbrechen Farbtupfer das Grün. Sie gehören trotz der Höhenlage zwischen 400 und 500 m zu den typischen Auenwaldpflanzen, wie sie auch unten in der nahen Rheinebene zu finden wären. So finden wir die weißen Blüten der Großen Sternmiere, die kleineren gelben der Echten Nelkenwurz und vereinzelt auch die blauen des Waldveilchens. Am häufigsten aber ist das Ruprechtskraut, eine der schattenverträglichsten Blütenpflanzen, der schon ein einstelliger Bruchteil des normalen Tageslichts zum Gedeihen genügt. Zudem ist es sehr wertvoll für Insekten. Seine rosafarbenen Blüten werden gerne von Hummeln angeflogen. Das Ruprechtskraut heißt auch Stinkender Storchschnabel, denn seine Blätter riechen beim zerreiben unangenehm.
Dieser schöne Holzbrunnen verabschiedet uns am oberen Schluchtausgang aus der Gaishölle. Es ist ein klassischer ländlicher Brunnentrog, aus einem Baumstamm gefertigt. Da in der Nähe keine Tiere weiden, wurde er vermutlich als Erfrischungsmöglichkeit für Wanderer aufgestellt, um an heißen Tagen die Hände in das kühle Nass zu tauchen.
Der Weg durch die Gaishölle ist mit dem Beginn der „Alde Gott Panoramarunde“ identisch. Ausgangspunkt ist am östlichen Ortsrand von Sasbachwalden der Wanderparkplatz Gaishöll Wasserfälle in der Murbergstraße (GPS 48.619037, 8.135676). Achtung, in der Nähe gibt es auch mehrere Privatparkplätze. Wer mit dem ÖPNV anreist (Busse 400/423 ab Achern), fährt entweder bis Sasbachwalden-Gaishölle (im Ortskern, von dort 10 Min. zu Fuß bis zum unteren Ausgang der Gaishölle) oder bis Sasbachswalden-Hörschenberg (3 Min. zu Fuß bis zum oberen Ausgang der Gaishölle). Einen Wanderplan findest du bei Komoot.
Am oberen Ausgang der Schlucht angekommen, hast du mehrere Möglichkeiten. Du kannst in den Linienbus steigen (s.o.) oder zu Fuß zum Ausgangspunkt zurückkehren, vielleicht nach einer Einkehr im Gasthaus Bischenberg (mit Schokoladenmanufaktur und Schwarzwaldladen) oder im Spinnerhof (mit Schnapsbrunnen und Erlebnisbrennerei Teufelsküch). Wenn du genügend Zeit und Kondition mitbringst, kannst du aber auch der „Alde Gott Panoramarunde“ weiter folgen. Dieser sehr abwechslungsreiche, knapp 10 km lange und mittelschwere Premiumwanderweg führt rund um Sasbachwalden. Er berührt die Friedenskapelle Sankt Katharina beim Spinnerhof, eine über 200 Jahre alte Kornmühle, Kirschplantagen und Weinberge, den Münsterblick (mit Picknicktisch, von wo man das Straßburger Münster sieht) und das Bildstöckle „Alde Gott“, um schließlich an der Murbergstraße wieder auf den Wanderparkplatz unterhalb der Gaishölle zu treffen.