Schwarzwald: Viel Natur auf der Hornisgrinde

Diese Runde hat alles, was den Nordschwarzwald ausmacht: Moor, Heide, dunkle Wälder, Gletscherkare, eines davon mit dem geheimnisvollen Mummelsee. Die Hornisgrinde (1164 m) als höchster Berg des Gebiets haben wir vom Seibelseckle über den Dreifürstenstein auf dem „Genießerpfad“ bestiegen. Rechnet mit insgesamt etwa 2,5 Stunden reiner Gehzeit und knapp 300 Höhenmetern im Auf- und Abstieg. Weitere Hinweise und einen Streckenplan findet ihr am Ende des Beitrags.

Am Seibelseckle, einer Passhöhe an der Schwarzwaldhochstraße, plätschert zur Begrüßung Quellwasser aus diesem urige Sandsteinbrunnen.

Ein breiter, grobsteiniger Weg führt geradewegs steil durch Fichtenwald aufwärts. Er berührt hier den rechts angrenzenden Nationalpark Schwarzwald. Die Fichte hat in den größten Höhen des Schwarzwalds natürliche Vorkommen. Im Gegensatz zu vielen Gebieten in Deutschland, wo sie als Forstbaum auf Flächen steht, wo ohne Eingriffe durch den Menschen Laubwald gedeihen würde. Allerdings ist sie heute auch im Schwarzwald aufgrund forstwirtschaftlicher Maßnahmen viel häufiger zu sehen, als das von Natur aus der Fall wäre. Ein fast reiner Fichtenwald wäre wohl normalerweise erst ab etwa 1200 m Höhe zu erwarten, also nicht hier am Hang der Hornisgrinde.

Entlang dieses Wegs verlief früher die Grenze zwischen Baden und Württemberg. Dieser Grenzstein trägt die Jahreszahl 1821.

Die Heide auf der Hornisgrinde kündigt sich mich dem jetzt im Juni blühenden Flügelginster an. Als Gewächs, das auch im nördlichen Mittelmeerraum heimisch ist, liebt er Wärme, die er hier am Südhang bekommt. 

Die Steigung lässt nach, und bald ist am Rand der Hochfläche der Hornisgrinde der Dreifürstenstein erreicht. Auf dieser markanten Buntsandsteinplatte wurde 1722 das Dreiländereck zwischen Baden, Württemberg und Straßburg markiert. Zugleich ist der Dreifürstenstein mit 1154 m der höchste Punkt Württembergs. Die historische Inschrift wurde später durch „wilde“ Beschriftungen beschädigt, aber auch schon zweimal restauriert.

Ein erster Schwellenweg wurde hier 1972 auf Initiative von Ruthard Hambrecht gebaut, um das Hochmoor auf der Hornisgrinde zu schützen. Ein paar Latschenkiefern fassen hier Fuß, ansonsten ist das Moor von Natur aus baumfrei. Es hat sich nach der letzten Eiszeit auf einer flachen Buntsandsteinschicht gebildet. Das Klima ist feucht-kühl mit Jahresniederschlägen um 2200 mm, die Bedingungen sind also für die Moorbildung ideal. Ein Hochmoor bleibt bestehen, solange die Niederschlangsmengen größer sind als die Verdunstung. 

Bis zu 4 m dick ist der Torf. Dieser wurde in der Vergangenheit an vielen Stellen abgestochen, was zu einer Entwässerung führte. Daher ist das Moor nicht mehr überall intakt. 

Eine ungewöhnliche Pflanze entdecken wir neben dem Steg, einen Bärlapp. Wahrscheinlich handelt es sich um den Sprossenden Bärlapp. Bärlappgewächse sind sehr urtümliche Sporenpflanzen und derzeit stärker gefährdet als die meisten anderen Pflanzengruppen.

In der gebüschreichen Randzone des Moors lebt das selten gewordene Auerhuhn, das wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen. Dahinter fällt der Blick steil hinunter in den Biberkessel, das höchstgelegene Kar im Nordschwarzwald. Während der letzten Eiszeit wurde es von einer der Gletscherzungen gebildet, die von der Firneiskappe der Hornisgrinde herabreichten. Der See, der sich einst im Biberkessel befand, ist längst ausgetrocknet. 

In den höheren, trockeneren Randbereichen geht das Moor nahtlos in Borstgrasrasen über. Dort ist das Scheiden-Wollgras zu Hause, dessen „Blüte“, bei der es sich eigentlich um den wolligen Fruchtstand handelt, jetzt zu Ende geht. Daneben steht der Schweizer Löwenzahn. Er gilt als Relikt der letzten Eiszeit und war früher auf den Grinden, den Rinder- und Ziegenweiden auf den Höhen des Schwarzwalds, viel häufiger als heute.

Auch die Bärwurz ist eine Besonderheit der Borstgrasrasen. Ihre Blätter erinnern an Fenchel. Tatsächlich hat sie auch ein ähnliches Aroma und wurde früher zum Würzen verwendet. Heute steht sie unter strengem Schutz. 

Den Hornisgrinde-Aussichtsturm treffen wir geschlossen an. Dankbar nehmen wir das Angebot wahr, am Selbstbedienungsschalter der benachbarten Grinde Hütte ein heißes Getränk zu holen und uns damit auf die Außenterrasse zu setzen. Dort genießen wir diesen Blick nach Süden über die wie unberührt wirkenden Höhen des Schwarzwalds hinweg.

Die Blockhalden am Südabhang der Hornisgrinde entstanden gegen Ende der letzten Eiszeit. Durch Frostsprengung, also durch das wechselnde Gefrieren und Tauen des Wassers in Gesteinsklüften, lösten sich unregelmäßig geformte, grobe Steinblöcke vom Untergrund.

Der größte der zehn noch vorhandenen Karseen im Schwarzwald ist der Mummelsee, in 1036 m Höhe am Fuß der Hornisgrinde gelegen. Ihn erreichen wir auf einem schönen Waldpfad. Ein 800 m langer Bohlenweg führt einmal komplett um das himmelblau bis moorbraun schimmernde Gewässer herum. Das von der Hornisgrinde herabgleitende Eis drückte eine Mulde in den Hang. Gesteinsschutt und Erde, die es beim Abschmelzen hinterließ, bilden seither einen natürlichen Staudamm für den See. Dessen torfiges Wasser hat einen pH-Wert unter 5, weshalb weder Fische noch Wasserpflanzen darin leben.

Dunkler Nadelwald, nur hier und da durchsetzt mit helleren Laubgehölzen, säumt den See. Die meisten Bäume sind auch hier Fichten, doch ist manche Weißtanne dabei, erkennbar an ihrer weißlichen Rinde und den seitlich abstehenden Nadeln, während diese bei der Fichte spiralig um die Zweige angeordnet sind. Die Weißtanne kommt von Natur aus in dieser Höhenlage vor.

Der Weg quert die Schwarzwaldhochstraße und verläuft unterhalb von dieser zurück zum Seibelseckle. Unterwegs treffen wir auf ein Geflecktes Knabenkraut, eine Wildorchidee, deren Blüte gerade zaghaft beginnt.

Ausgangs- und Endpunkt ist der Parkplatz an der Rasthütte Seibelseckle (GPS 48.596151, 8.217221). Diese ist so urig, wie eine Berghütte sein soll. Daher ist sie auch unser Einkehrtipp für hinterher. Erst geht es aber auf die Wanderrunde. Du folgst einfach dem markierten Genießerpfad hinter der Rasthütte aufwärts. Wir sind ihn entgegen dem Uhrzeigersinn gegangen, weil es uns so einfach passender erschien, obwohl er oft umgekehrt herum beschrieben wird. Einen Wanderplan findest du bei Komoot.

Unser Einkaufstipp für zwischendurch: Am Mummelsee steht ein Berghotel mit Schwarzwaldladen, wo es Schwarzwälder Schinken, Hirsch- und Wildschweinsalami zu kaufen gibt. Außerdem wird jeden Tag frisches selbstgebackenes Brot aus dem Holzofen angeboten.

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